Hamburg ist größter Konsularstandort in Europa und mit fast hundert Vertretungen der drittgrößte weltweit. Das Journal macht sich in einer neuen Serie die kulinarische Vielfalt an der Elbe zunutze. Kochen Sie nach und schlemmen Sie mit!

Nächstes Jahr zieht Jean-Pierre Tutin weiter, dann läuft seine Dienstzeit in Hamburg ab. Seit 2006 ist Tutin französischer Honorarkonsul. Das Nachbarland ist seit 1574 in Hamburg vertreten, so lange wie kaum ein anderes Land. Gegen die 435 Jahre nehmen sich die drei Jahre, die Tutin hier ist, verschwindend gering aus. Und doch waren sie genug, um den Diplomaten für die Hamburger Küche zu begeistern. "Ich esse Labskaus ganz gerne, noch lieber aber Matjes", sagt der 54-Jährige. Wobei dank seines Akzents selbst norddeutsche Hausmannskost nach Haute de Cuisine klingt. Es gebe aber auch gute französische Restaurants in Hamburg, sagt Tutin.

Essen ist Kultur in der Grande Nation, und die 5000 in Hamburg lebenden Franzosen goutieren die kulinarischen Feinheiten aus der Heimat. Eine wirkliche Gemeinde bilden sie übrigens nicht. Die Franzosen in Hamburg sind gut integriert und bleiben nicht unter sich. "Frankreich vermissen die meisten nicht, es ist so nah", erklärt Tutin, der Mitte der 90er-Jahre in Frankfurt am Main im diplomatischen Dienst arbeitete. Am 14. Juli ist französischer Nationalfeiertag. Gefeiert wird auf mehreren Feiern, "mit Tanz, Essen, französischer Atmosphäre", sagt Tutin. Der Konsul lebt mit seiner Familie im Grindelviertel, die drei Kinder gehen auf die französische Schule in Lokstedt. Deutsch sprechen sie nur ein wenig, "wir ziehen ja so oft um". Er selbst liebe dieses Leben, "sich immer wieder auf eine neue Sprache und Kultur einzulassen, das ist toll". Aber er liebt auch Hamburg, eine Stadt, die in Frankreich eher unbekannt ist. "Meine Landsleute denken bei Deutschland eher an Berlin", erklärt Tutin. Aber auch Frankreich sei in Hamburg zu wenig Thema, sagt Tutin, der als Konsul gleichzeitig Chef des Institut Français ist. Er habe zwar viel für die Verbreitung französischer Kultur getan, "trotzdem ist das Interesse an Amerika größer". Es bleibt also viel zu tun. Was er seinem Nachfolger mit auf den Weg geben wird? "Dass er eine tolle Zeit haben wird - aber auch viel Arbeit."

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