Nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien offenbart sich das ganze Ausmaß der Verwüstung. Diese Aufnahmen zeigen die Zerstörungen.

Nicht nur in der Nahaufnahme, den Fotos, die aus nächster Nähe die Trümmerteile und Verschütteten in der Türkei und Syrien zeigen, offenbart sich das nicht zu fassende Leid nach der Erdbeben-Katastrophe. Auch die Vogelperspektive lässt erkennen, welche Ausmaße die Zerstörung hat.

Neue Aufnahmen des US-amerikanischen Unternehmens Maxar Technologies stellen die Verwüstungen dar, die das Beben in türkischen Städten anrichtete. Wir zeigen fünf Vorher-Nachher-Bilder, die das auf Erdbeobachtung spezialisierte Unternehmen veröffentlicht hat.

Dieses Satellitenbild zeigt Kahramanmaras vor der Zerstörung.
Dieses Satellitenbild zeigt Kahramanmaras vor der Zerstörung. © Handout / Planet Labs PBC / AFP

Kahramanmaraş ist die Hauptstadt der gleichnamigen Region im Süden der Türkei. Die syrische Grenze ist nur rund 100 Kilometer entfernt. In der Großstadt, in der mehr als 664.000 Menschen leben, zerstörte das Beben ganze Straßenzüge. Zwar gibt es auch immer wieder kleine Erfolgsmeldungen: Deutsche und britische Helfer befreiten etwa in der Nacht zu Donnerstag in der türkischen Stadt eine Mutter und ihre sechsjährige Tochter aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses, wie die Hilfsorganisation @fire am Donnerstag in Wallenhorst bei Osnabrück mitteilte.

Kahramanmaras nach dem verheerenden Beben am 6. Februar.
Kahramanmaras nach dem verheerenden Beben am 6. Februar. © Handout / Planet Labs PBC / AFP

Doch die Luftaufnahmen lassen erahnen, dass unter den Trümmern der vielen Tausend eingestürzten Gebäude in der Türkei wie auch in Syrien sind vermutlich noch Zehntausende Opfer zu befürchten sind. Vor Augen führt das auch diese Aufnahme eines Stadions in Kahramanmaraş.

Ein Stadion in Kahramanmaras vor dem Erdbeben.
Ein Stadion in Kahramanmaras vor dem Erdbeben.

Fast alle Gebäude in der Umgebung sind zerstört. Die Türkei ist wegen ihrer geografischen Lage besonders erdbebengefährdet. Vielerorts wird jedoch auch die dürftige Bausubstanz als ein Grund für die vielen eingestürzten Häuser diskutiert. Betroffene klagen zudem über fehlende oder nur schleppende Hilfe bei der Bergung Verschütteter.

Ein Stadion in Kahramanmaras nach dem Erdbeben.
Ein Stadion in Kahramanmaras nach dem Erdbeben. © Satellite image ©2023 Maxar Technologies / AFP

Auch in der Region um die Stadt Antakya, die früher Antiochia hieß, ist in der Vergangenheit öfter von schweren Beben betroffen gewesen – die Verwüstungen vom 7. Februar sind aber laut Beobachtern besonders furchtbar. "Dieses Gebiet ist geologisch sehr instabil“, erklärte Andreas Schäfer vom Geophysikalischen Institut am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) der Nachrichtenagentur dpa. Hier träfen drei tektonische Platten aufeinander. Das letzte ähnlich starke und zerstörerische Beben habe an ähnlicher Stelle im Jahr 1114 stattgefunden. „Damit konnten sich über 900 Jahre lang Spannungen an den Plattengrenzen aufbauen, die sich jetzt entladen haben“, erläuterte der Experte.

Wohngebäude in Antakya vor der Katastrophe.
Wohngebäude in Antakya vor der Katastrophe. © Satellite image ©2023 Maxar Technologies / AFP

In der Nacht auf den 6. Februar hatte es den Fachleuten zufolge neben zwei Haupterdbeben mehr als 270 Nachbeben mit einer Stärke von mindestens 4,0 gegeben. „Viele dieser Beben führten zu weiteren Schäden, da viele Gebäude bereits durch eines der beiden Hauptbeben vorgeschädigt waren“, heißt es in dem Bericht. „Nachbeben können über Wochen, Monate und sogar Jahre andauern. Sie nehmen jedoch an Häufigkeit ab je länger das Hauptbeben zurückliegt.“

Wohngebäude in Antakya nach der Katastrophe.
Wohngebäude in Antakya nach der Katastrophe. © Antakya

Antakya ist mit mehr als 389.000 Einwohnern einer der großen Städte in der südtürkischen Mittelmeerregion. In der römischen Antike war die Stadt sogar die drittgrößte Stadt der Welt - nach Rom und Alexandria.

Eine Wohnsiedlung in der Stadt Antakya vor dem 7. Februar.
Eine Wohnsiedlung in der Stadt Antakya vor dem 7. Februar.

Wie die Satellitenbilder verdeutlichen, hat das schwere Beben auch hier unzählige Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Die Beben gehörten wahrscheinlich zu den 20 tödlichsten Erdbeben weltweit seit dem Jahr 1900, teilte das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit. Schon 11 der 100 tödlichsten Erdbeben seitdem ereigneten sich demnach in der Türkei.

Eine Wohnsiedlung in der Stadt Antakya nach dem 7. Februar.
Eine Wohnsiedlung in der Stadt Antakya nach dem 7. Februar. © Satellite image ©2023 Maxar Technologies / AFP

Mehr als 100.000 Helfer sind in der Türkei nach Regierungsangaben im Einsatz. Sie werden von Suchhunden unterstützt. Es gebe inzwischen 16.546 Tote allein in der Türkei, sagte am Donnerstag Präsident Recep Tayyip Erdogan. Aus Syrien waren zuletzt mindestens 3317 Tote gemeldet worden.

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Diese Satellitenbilder zeigen einen weiteren Überblick über Antakya - vor dem schweren Beben.
Diese Satellitenbilder zeigen einen weiteren Überblick über Antakya - vor dem schweren Beben. © Satellite image ©2023 Maxar Technologies / AFP

Präsident Erdogan ließ am Donnerstag nach dem Beben vom Parlament in Ankara den erdbebenbedingten Ausnahmezustand für drei Monate bestätigen. Das Dekret wurde im Amtsblatt veröffentlicht - damit ist der Ausnahmezustand in Kraft. Die Maßnahme umfasst die zehn Provinzen, die auch vom Erdbeben getroffen wurden.

Erdogan hatte gesagt, der Ausnahmezustand werde auch helfen, gegen die vorzugehen, die „Unfrieden und Zwietracht stiften“. Es habe zum Beispiel Plünderungen gegeben, die nun verhindert werden könnten. (fmg/les/dpa)

Diese Satellitenbilder zeigen einen weiteren Überblick über Antakya - nach dem schweren Beben.
Diese Satellitenbilder zeigen einen weiteren Überblick über Antakya - nach dem schweren Beben. © Satellite image ©2023 Maxar Technologies / AFP