Wochenlang versteckte sich Kuh Yvonne in einem Waldstück im Landkreis Mühldorf, dann kam sie freiwillig zurück. Mit ihrem Einzug auf den Gandenhof ist der Krimi des Sommers beendet.

Mühldorf. Wie konnte eine Kuh zum Star des Sommers werden? Geholfen hat sicher, dass Yvonnes Verschwinden in die nachrichtenarme Zeit, das Sommerloch, fiel. Zu Nutzen wussten dies vor allem die Betreiber des Guts Aiderbichl, eines Gnadenhofs für Tiere. Mit launigen Interviews, in denen mitunter intime Details aus dem Leben der Kuh und ihrer nächsten Verwandten ans Licht kamen, hielten sie das Interesse an der unterhaltsamen Geschichte hoch.

Was wurde nicht alles versucht, um die flüchtige und zur Schlachtung vorgesehene Kuh aus ihrem selbst gewählten Exil zu locken: Die Schwester Waltraut wurde im Wald angebunden, ein Ochse sollte locken, ein Hubschrauber überflog den Wald mehrfach und zig Kuh-verrückte Helfer waren bei der Suche tagelang zu Fuß unterwegs. Nichts von alledem hat „die Kuh, die ein Reh sein will“ so gereizt, dass sie sich gestellt hätte. Bis sie wohl dann doch kein Reh mehr sein wollte und wieder die Gesellschaft der Artgenossen suchte.

Von der intensiven Suche nach dem Rindvieh hatte so mancher schon länger genug. Der Jagdpächter und Kreisvorsitzende des Bayerischen Jagdverbandes, Erich Loserth, nannte den ganzen Einsatz bald „Klamauk“ und fügte hinzu: „Die ganze Region ist bedeppert.“

Doch die Yvonne-Fangemeinde in den Medien wuchs weiter – im Internet und weiter über die Grenzen Bayerns hinaus. So gibt es T-Shirts mit der Forderung „Esst mehr Gemüse! Freiheit für Yvonne!“ Und es erklangen die ersten Yvonne-Lieder. „Hey Yvonne, du wuide Kuh, lebst im Wald, wuist nur dei Ruh“, singt die Gruppe „Gnadenkapelle“.

Und: Yvonne ist nicht das erste Sommerloch-Tier.

Im Sommer 2006 beschäftigte „Problembär“ Bruno die Menschen – der erste freilebende Bär in Deutschland seit 170 Jahren. Bruno streunte wochenlang zwischen Bayern und Österreich herum, riss Schafe und Hasen, tauchte in bewohnten Gebieten auf und wurde Ende Juni nach wochenlanger Verfolgung schließlich von einem Jäger in Bayern erschossen. Aus der Berichterstattung verschwand Bruno damit aber noch nicht: Auch die Trauer um den Bären und die Kritik an seinem Abschuss waren noch für eine Weile Thema.

Als weniger handfest erwies sich im gleichen Jahr die Geschichte über einen im Neckar gesichteten meterlangen Python: Ein Angler entdeckte das Tier mit der marmorierten Haut zwischen Neckarsteinach und Hirschhorn als erster, später fand sich noch eine weitere Zeugin. Dennoch gab die Polizei nach einigen Tagen die vergebliche Suche nach „Neckar-Nessie“ auf, da man sich wenig Hoffnungen machte, die Schlange zu fangen. Ein anderer Python hatte schon drei Jahre zuvor am Ufer der Ruhr in Jülich die Menschen in Atem gehalten, war aber ebenfalls nicht gefunden worden.

Für große Unruhe hatte einige Jahre zuvor – im Sommer 2001 – auch der Mönchengladbacher „Killerwels“ Kuno gesorgt, der sogar einen kleinen Dackel verspeist haben soll. Die Meinungen zum richtigen Umgang mit dem mysteriösen Fisch gingen stark auseinander: Angler wollten ihn fangen, Tierfreunde starteten Rettungsaktionen für Kuno. Der Wirbel um den schuppigen Unruhestifter schaffte es sogar bis in US-Zeitungen. Gefunden wurde er jedoch erst knapp zwei Jahre später - allerdings mit dem Bauch nach oben: Mitarbeiter der Stadt bargen damals einen mehr als 30 Kilogramm schweren toten Wels aus dem betreffenden Weiher.

Schneller fingen Taucher den berühmten Kaiman Sammy, der im Sommer 1994 an einem See im niederrheinischen Dormagen seinem Besitzer entwischte und schnell zum Kult-Krokodil avancierte. Sofort wurde ein Badeverbot verhängt, obwohl das Reptil damals mit einer Größe von rund 70 Zentimetern noch verhältnismäßig klein war. Über Wochen verfolgten die Bundesbürger gespannt die Suche nach dem flüchtigen Kaiman, der am 15. Juli schließlich eingefangen werden konnte.

Das Rheinkrokodil, das am 22. Juni 2001 bei Bingen gesichtet wurde, entzog sich dagegen dauerhaft seinen Verfolgern. Zwar gab es nach den Schilderungen einiger Augenzeugen ein vorsorgliches Badeverbot auf der Rheininsel Mariannenaue, doch ob das Reptil existiert, konnte nie geklärt werden. Nur einmal glaubte die hessische Wasserschutzpolizei für wenige Momente, das mysteriöse Krokodil endlich dingfest gemacht zu haben – doch die bei Geisenheim in dem Fluss treibende zwei Meter lange Echse erwies sich als hölzernes Machwerk eines Scherzboldes.