Die Hochwassersituation im südlichen Brandenburg ist weiterhin kritisch. In Sachsen-Anhalt ist inzwischen bereits ein Deich gebrochen.

Meuselko/Herzberg. An der Schwarzen Elster im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt ist am Donnerstag ein Deich gebrochen. Der Wall habe den Wassermassen in der Nähe der Ortschaft Meuselko nicht standhalten können, sagte der Sprecher des Landkreises Wittenberg, Ronald Gauert. Menschen seien nicht in Gefahr, da sich der Bruch in einer Wald- und Wiesenlandschaft ereignete.

Im südlichen Brandenburg dagegen halten die Deiche , aber die Hochwassersituation ist auch dort weiter kritisch. Fast 1500 Einsatzkräfte kämpften entlang Schwarzer Elster, Neiße, Röder, Spree und Röderkanal gegen die Fluten an, wie die Koordinierungsgruppe des Landeskatastrophenschutzstabes in Potsdam mitteilte. Wegen des Hochwassers fiel der Unterricht an 16 Schulen im Landkreis Elbe-Elster am Donnerstag aus.

Einsatzschwerpunkte im besonders betroffenen Landkreis Elbe-Elster, wo am Mittwoch Katastrophenalarm ausgelöst wurde, waren am Morgen die Innenstadt von Bad Liebenwerda, ein Deich bei Saathain westlich von Elsterwerda sowie zwei Deichabschnitte in Herzberg. Die Helfer müssen an der Schwarzen Elster immer wieder Sickerstellen an den aufgeweichten Dämmen mit Sandsäcken sichern. Für die Schwarze Elster, ihren Nebenfluss Kleine Röder sowie die südlichen Bereiche von Spree und Neiße galt am Donnerstagmorgen die höchste Alarmstufe vier.

Der lang gestreckte Hochwasserscheitel der Schwarzen Elster passierte laut Innenministerium in den Nachtstunden Bad Liebenwerda und Herzberg. Während in Bad Liebenwerda der Pegel stagnierte, stieg er nach Angaben des Landkreises bei Herzberg zunächst noch weiter an. Bis Donnerstag früh verfüllten die Helfer in Herzberg rund 300.000 Sandsäcke und setzten sie an kritischen Stellen ein. Bei Bad Liebenwerda mussten Einsatzkräfte laut Innenministerium aus Sicherheitsgründen von einem Deichabschnitt zurückgezogen werden, weil dieser zu brechen drohte. Zahlreiche Straßen waren weiter wegen Überflutungen gesperrt, darunter auch die Autobahn A 13 in Richtung Norden zwischen den Anschlussstellen Ruhland und Thiendorf.

In Elsterwerda verließen wegen des Hochwassers bis zu 2500 Einwohner die Stadt. Aus Sicherheitsgründen wurde am Mittwochabend auch das örtliche Krankenhaus evakuiert. Mehr als hundert Patienten wurden mit Rettungswagen und teilweise mit Hubschraubern in umliegende Krankenhäuser bis nach Sachsen gebracht.

Allein in der Region Elbe-Elster waren fast tausend Helfer von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Deutschem Roten Kreuz im Einsatz. Die örtlichen Helfer werden inzwischen auch durch Kräfte aus ganz Brandenburg und von THW-Helfern aus Berlin und Sachsen-Anhalt unterstützt. Zudem wurden laut Innenministerium Polizeikräfte aus anderen Landesteilen, darunter eine Einsatzhundertschaft der Bereitschaftspolizei, in den Landkreis Elbe-Elster verlegt. Sie sichern unter anderem die teilweise evakuierte Innenstadt von Elsterwerda.

Auch in Sachsen-Anhalt stieg die Hochwassergefahr, nachdem das aus Sachsen abfließende Wasser dort in die Flüsse drückte. Am Pegel Löben bei Jessen an der Schwarzen Elster wurde die Alarmstufe vier überschritten. Hier sind seit Donnerstag Hubschrauber der Bundeswehr im Einsatz. „Zwei Helikopter fliegen Sandsäcke in das Gebiet zwischen den Deichabschnitten Mönchenhöfe und Schweinitz“, sagte der Sprecher des Landkreises Wittenberg, Ronald Gauert. Mit den Sandsäcken soll der Deich erhöht werden. Hochwasseralarm der Stufen eins und zwei galt auch über weite Strecken entlang der Mulde, Elbe, Saale, Bode und Weißen Elster.

In Sachsen entspannte sich die Lage hingegen weiter. Nach Angaben des Katastrophenstabes im Landkreis Görlitz erreichte der Hochwasserscheitel der Neiße am Mittwochabend Bad Muskau. Dort floss wie schon im August Wasser der Neiße in den zum Weltkulturerbe gehörenden Fürst-Pückler-Park. Doch war die Situation nach Angaben der Behörden nicht mit dem Augusthochwasser vergleichbar. In Görlitz fiel der Pegel weiter, auch an den Oberläufen von Weißer und Schwarzer Schöps gab es demnach keine größeren Probleme mehr. In Boxberg, wo die beiden Flüsse zusammenfließen, stieg der Pegel in der Nacht zum Donnerstag noch leicht. Das Klärwerk wurde außer Betrieb genommen.