Sachsen listet nach dem verheerenden Hochwasser die Schäden auf. Zudem bereitet sich das Land auf weiteren Starkregen am Wochenende vor.

Dresden. Sachsens Regierung schätzt die Schäden des verheerenden Hochwassers vom vergangenen Wochenende auf 100 bis 150 Millionen Euro. Regierungssprecher Johann-Adolf Cohausz wies am Donnerstag aber darauf hin, dass bisher keine „konsolidierten Angaben“ vorliegen. Die Annahme eine dreistelligen Millionen-Betrages beruhe auf Schätzungen. „Jetzt ist es an der Zeit aufzuräumen und die Schäden zu beseitigen.“ Eine spätere Analyse werde sich auch mit Fragen wie dem Informationsfluss und dem Rettungseinsatz befassen.

Zugleich bekräftige Cohausz, dass Sachsen Härtefälle individuell regeln will. „Uns wird immer klarer: Kein Fall gleicht dem anderen. Wir müssen uns die Zeit nehmen, jeden Fall einzeln zu betrachten“.“ Eine generelle 0815-Lösung werde es nicht geben. Details der Regelung nannte er nicht. Unklar blieb auch, ob die Regierung damit zunehmenden Forderungen nach einer direkten Hilfe in Form von Bargeld nachkommt. Cohausz zufolge sind viele Dinge zu bedenken, zum Beispiel der Umstand, dass Hartz-IV-Empfängern Zuwendungen angerechnet werden. Bislang setzt der Freistaat bei den Hilfen auf zinsgünstige Darlehen und Steuererleichtungen für Betroffene, das steht in der Kritik.

Unterdessen rüstet sich Sachsen für neue Regenfälle. Nach Angaben des Umweltministeriums werden die Flussbetten von Treibgut beräumt, um wieder einen normalen Abfluss zu ermöglichen. Zudem lässt das Land seine Talsperren kontrolliert ab, damit mehr Stauraum vorhanden ist. Mit Ausnahme der Talsperre Bautzen würden alle anderen bis Freitag ihren vorgesehenen Kapazitäten erreichen. Bautzen folge am Samstag. Insgesamt stehe dann ein Rückhalteraum von 150 Millionen Kubikmetern bereit. Sachsen sei so für ein „mögliches Ereignis“ gewappnet.

Abteilungsleiter Ulrich Kraus vom Umweltministerium bezog sich bei seinen Prognosen auf Angaben des Deutschen Wetterdienstes. Demnach gibt es bereits am Donnerstag im Freistaat Regenfälle, deren Intensität am Wochenende zunimmt. Aber auch am Montag und Dienstag soll es zu starken Niederschlägen kommen. Nach der Vorhersage könne mancherorts die Alarmstufe 2 oder gar 3 erreicht werden. „Wir sehen im Moment keine Hochwassergefahr für die Elbe“, sagte Kraus.

Nach Aussagen von Martin Socher, Referatsleiter Hochwasserschutz im Umweltministerium, kam es am vergangenen Wochenende an der Elbe zu einer neuartigen Situation. Zwischen den beiden Pegeln in Decin (Tschechien) und Schöna an der deutsch-tschechischen Grenze strömte durch Nebenflüsse derart viel Wasser in die Elbe, dass Prognosen nicht mehr zutrafen. Die Elbe habe sich nicht wie ein Strom, sondern wie ein Gebirgsbach verhalten, hieß es. Während der Lachsbach sonst mit etwa 50 Liter Wasser pro Sekunde in den Elbe fließt, waren es plötzlich 30 Kubikmeter. Socher sprach von „absurden Zahlen“.

Unterdessen sind einige vom Hochwasser betroffene Teile des Unesco-Weltkulturerbes Fürst-Pückler-Park Bad Muskau seit Donnerstag wieder zugänglich. Im nördlichen Bereich des Schlossparks aber bleiben Wege gesperrt, da dort Bäume im aufgeweichten Boden ihren Halt verlieren könnten, teilte die Parkstiftung mit. Das Neue Schloss ist wegen beschädigter Elektroanlagen vorerst geschlossen, in Orangerie und weiteren Gebäuden werde eingedrungenes Grundwasser abgepumpt. Gefahr besteht auch Unterspülungen oder Rutschungen an einigen Ufern und Böschungen, die Sicherheit von Brücken muss noch geprüft werden.