Die Lage im Hochwassergebiet in Sachsen bleibt angespannt. Der Pegel der Neiße in Görlitz lag am Morgen bei 7,07 Metern - Tendenz steigend.

Chemnitz. Von Entwarnung kann noch keine Rede sein. Die Situation im Hochwassergebiet in Ostsachsen bleibt kritisch. Die Lage im Dreiländerdreieck zu Polen und Tschechien sei nach wie vor angespannt, sagte Polizeisprecher Uwe Horbaschk Sonntagfrüh. Helfer sind derzeit dabei, rund 200 Bewohner aus einem Pflegeheim in Rothenburg in Sicherheit zu bringen. Insgesamt mussten in der Region Görlitz, Zittau und Weißwasser bereits rund 1.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Im Chemnitz ertranken drei Menschen im Keller. Das Szenario erinnert an die Jahrhundertflut von 2002 .

Nach schweren Regenfällen und einem Dammbruch im benachbarten Polen hatte sich die Situation an der Neiße in kurzer Zeit zugespitzt. Im Landkreis Görlitz wurde am Sonnabend Katastrophenalarm ausgerufen. In der Nacht hatte der Scheitel die Grenzstadt Görlitz passiert, der Wasserstand der Neiße ist aber weiter extrem hoch. Innenminister Markus Ulbig (CDU) warnte bei MDR Info, es werde damit gerechnet, dass die Pegel nach einem kurzen Absinken wieder stiegen. Er rief die Einwohner auf, den Anweisungen der Polizei zu folgen.

Der Pegel der Neiße in Görlitz lag am Morgen bei 7,07 Metern - das ist der höchste Wert seit Beginn der Messungen im Jahr 1912. Normal ist zu dieser Jahreszeit ein Stand von 1,70 Metern. In den kommenden Stunden werde ein weiterer Anstieg auf 7,20 Meter erwartet, sagte der Pressesprecher des sächsischen Umweltministeriums, Andreas Kunze. Für die Spree in der Lausitz galt Hochwasserwarnstufe 4. Da eine Talsperre in Bautzen überzulaufen drohe, müsse in Kürze verstärkt Wasser abgelassen werden, sagte Kunze. In Westsachsen beginne sich die Lage seit Mitternacht zu stabilisieren. Im Bereich der Elbzuflüsse sei es neben Hochwasser auch zu Erdrutschen gekommen, insbesondere bei Königstein.