Das von Hochwasser geplagte Brandenburg kann allmählich aufatmen. Für eine endgültige Entwarnung ist es laut Experten jedoch zu früh.

Cottbus. Die Hochwassergefahr in Südbrandenburg hat sich in der Nacht zum Mittwoch weiter abgeschwächt. „Die Pegel an Neiße und Spree fallen weiter“, sagte ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde im Landkreis Spree-Neiße am frühen Morgen. In der zuletzt stark gefährdeten Stadt Cottbus war um 3.30 Uhr noch nicht die niedrigste Alarmstufe 1 erreicht, die einem Wasserstand von mindestens 2,30 Metern entsprechen würde. Hier wurden 2,11 Meter gemessen. Seit Dienstagmorgen läuft kontrolliert Spreewasser aus der flussaufwärts gelegenen Talsperre Spremberg in Richtung Cottbus ab. Zuvor hatte die Verwaltung der mit 100 000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Brandenburgs die Bürger davor gewarnt, in einer Reihe von Kleingärten und Bungalowsiedlungen zu übernachten. Zur Abwehr der Wassermassen lagen rund 200 000 Sandsäcke bereit und es wurden Deichläufer in Marsch gesetzt.

Am Mittwochmorgen wollen sich der Cottbuser Oberbürgermeister Frank Szymanski (SPD) und Innenstaatssekretär Rudolf Zeeb ein Bild von den Schutzanlagen machen. Unterhalb von Cottbus soll die Hochwasserwelle abflachen. In Berlin rechnet man nur mit leichten Wasserstandserhöhungen von 10 bis 20 Zentimetern. Trotz des nachlassenden Drucks gaben die Behörden für die Region vorerst keine Entwarnung. Die Situation bleibe angespannt, teilte das Innenressort am Dienstagabend mit. Einsatzkräfte müssten immer wieder Sickerstellen an Deichen sichern. Inzwischen passierte der Hochwasserscheitel der Neiße Guben, ohne dass es zu größeren Schäden kam.

Im Landkreis Spree-Neiße gelte an beiden Flüssen aber weiterhin die Alarmstufe 3, sagte der Sprecher der Katastrophenschutzbehörde am Mittwochmorgen. „Die Gefahr ist noch nicht ausgestanden, zudem wird am Freitag Regen erwartet.“ Am Dienstagnachmittag erreichten die aus Sachsen kommenden Wassermassen bei Ratzdorf (Oder-Spree) die Oder, die nach Meinung von Experten die Flut problemlos aufnehmen kann. Wenige Kilometer vor dem Zusammenfluss geriet ein längerer Deichabschnitt bei Coschen (Oder-Spree) unter Druck, den Feuerwehrleute seit Montag mit Folie abdichteten und mit Sandsäcken stabilisierten.

Landesweit kämpfen in Brandenburg nach Angaben des Innenministeriums rund 1 000 Helfer von Feuerwehr, Hilfsorganisationen, Technischem Hilfswerk und Polizei gegen die Wassermassen. Teilweise habe die Polizei Schaulustige vertreiben müssen, weil die „Hochwassertouristen“ die Helfer behinderten. Bei Grießen (Spree-Neiße) an der Neiße südlich von Guben hatte am Dienstagvormittag ein Deich den Wassermassen nicht standgehalten, das Dorf wurde aber nicht überflutet. In Guben standen zwei Straßen in Flussnähe unter Wasser und liefen Keller voll. Auf der polnischen Seite in Gubin floss der Fluss der Nachrichtenagentur PAP zufolge an zwei Stellen über die Ufer und flutete neun Straßen. Die 180 Bewohner der Neiße-Orte Klein Bademeusel, Pusack und Bahren, die am Montag in Sicherheit gebracht wurden, konnten wieder in ihre Häuser zurückkehren.