Laut “Spiegel“ bezweifelt ein psychologisches Gutachten die Glaubwürdigkeit seines mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers

Mannheim. Womöglich verziehen sich für den Star-Meteorologen Jörg Kachelmann , 51, die dunklen Wolken: Im Vergewaltigungsfall sind offenbar erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers aufgetaucht. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Demzufolge habe ein von der Bremer Psychologin Luise Greuel im Auftrag der Staatsanwaltschaft erstelltes Gutachten ergeben, dass die Schilderung der Vergewaltigung "nicht die Mindestanforderungen an die logische Konsistenz, Detaillierung und Konstanz" erfülle.

In der vierten Vernehmung korrigierte das Opfer seine Angaben

Das mutmaßliche Opfer, 36, könne die Tat selbst bei eingehender Befragung "nur vage und oberflächlich wiedergeben". Zudem habe die Frau erst in der vierten Vernehmung zwei ursprüngliche Angaben zu ihrem Verhalten vor der Tat korrigiert. Damit sei allerdings keinesfalls erwiesen, dass die frühere Freundin Jörg Kachelmanns falsch ausgesagt habe, zitierte der "Spiegel" die Gutachterin.

Weitere Zweifel gibt es offenbar auch an der Aussagekraft von Blutspuren der Frau an einem Messer, das Kachelmann ihr bei der angeblichen Tat an den Hals gehalten haben soll. "Spiegel Online" beruft sich auf das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg, das nicht eindeutig habe feststellen können, ob es sich bei den Spuren womöglich um mit menschlichen Hautpartikeln behaftetes Tierblut gehandelt habe. Bei DNA-Spuren am Messer habe das LKA zwar nicht ausschließen können, dass Kachelmann es in der Hand hatte - ein unzweifelhafter Nachweis sei aber nicht möglich gewesen.

Der Anwalt von Kachelmanns Ex-Freundin wollte sich nicht zu dem Gutachten äußern. Dasselbe bei Kachelmanns Anwalt Reinhard Birkenstock: Der Kölner Jurist lehnte am Sonntag zwar jeden öffentlichen Kommentar ab. Allerdings rechnet Birkenstock nach Abendblatt-Informationen offenbar mit einer Haftentlassung Kachelmanns noch in dieser Woche - wegen der angeblich durch Aktenlage erwiesenen Unschuld des Meteorologen und Fernsehmoderators. Er will ferner erreichen, dass es gar nicht erst zur Hauptverhandlung kommt.

Die Staatsanwaltschaft Mannheim hatte Jörg Kachelmann, der für die ARD unter anderem das Wetter vor der "Tagesschau" und nach den "Tagesthemen" moderierte, am 19. Mai angeklagt - wegen Vergewaltigung seiner Freundin und trotz Kachelmanns steter Unschuldsbeteuerungen. Die Justiz wirft dem Schweizer besonders schwere Vergewaltigung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor. Kachelmann habe die Frau demnach mit einem Messer am Hals verletzt und ihr während und auch noch nach der Vergewaltigung gedroht, sie zu töten. Im Falle einer Verurteilung drohen Jörg Kachelmann fünf bis 15 Jahre Haft.

Zum Zeitpunkt der Anklage-Erhebung lag der Staatsanwaltschaft das psychologische Gutachten von Luise Greuel noch nicht vor. Dass das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer in seinen Aussagen zwei Punkte korrigiert habe, betreffe nur "Vorgeschichten", hatte ein Sprecher damals erklärt. Möglicherweise wird sich diese vielleicht allzu vorschnelle Einschätzung in den kommenden Tagen so nicht mehr halten lassen. Die Staatsanwaltschaft Mannheim stützt sich in ihrer Anklage nach eigenen Angaben neben den Aussagen des mutmaßlichen Opfers auf die Ergebnisse kriminaltechnischer sowie rechtsmedizinischer Untersuchungen. Dabei soll das Messer eine Rolle spielen.

Kachelmann hat die Anwendung von Gewalt immer bestritten

Jörg Kachelmann selbst hatte laut Staatsanwaltschaft vor dem Haftrichter ausgesagt, der Geschlechtsverkehr mit der Freundin sei einvernehmlich gewesen - er habe folglich keine Gewalt angewendet. Kachelmann war am 20. März auf dem Rückweg von den Olympischen Spielen im kanadischen Vancouver auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen verhaftet worden und sitzt seither in Untersuchungshaft in Mannheim. Einen ersten Antrag auf einen Haftprüfungstermin hatte sein Anwalt bei einer richterlichen Vernehmung zurückgezogen.