Das Öl verseucht zunehmend die US-Küsten. Ölverschmierte Vögel am Strand häufen sich. BP vermeldet unterdessen einen ersten Erfolg.

Washington. Die Ölpest im Golf von Mexiko spitzt sich dramatisch zu. Das Öl verseuchte am Wochenende zunehmend die Küsten, Bilder verschmierter Vögel häuften sich. Ingenieure des BP-Konzerns versuchten unterdessen vorsichtig, mehr und mehr Öl direkt aus der sprudelnden Quelle abzufangen - ohne das Leck wieder aufzureißen. Dabei zeichneten sich erste Erfolge ab. Mittlerweile würden 1500 Tonnen Öl pro Tag auf ein Schiff geleitet, sagte der Einsatzleiter der US-Regierung, Thad Allen, am Sonntag. Nach den Worten von BP-Chef Tony Hayward ist das „die Mehrheit“ des ausströmenden Öls.

Die Eindämmung des Ölflusses war ein Hoffnungsschimmer an einem Wochenende voller Hiobsbotschaften: Starke Winde schoben den Ölteppich weiter Richtung Osten, an Touristenstränden in Florida sammelten sich Teerklumpen. Die US-Behörden untersagten in weiteren Gebieten den Fischfang. Und die Zahl ölverschmierter Pelikane, toter Meeresschildkröten und Delfine stieg nach Medienberichten stark an. Noch könnten 78 Prozent der gefundenen Vögel gerettet werden, teilte die Naturschutzbehörde in Louisiana mit. Aber die Reinigung werde schwieriger, weil das Gefieder der Vögel immer stärker verklebe.

US-Präsident Barack Obama warnte die Amerikaner nochmals nachdrücklich vor zu großen Hoffnungen auf ein schnelles Ende der größten Ölkatastrophe in der Geschichte des Landes. Die Folgen würden lange nachwirken. „Wir sind auf das Schlimmste vorbereitet“, sagte er in seiner wöchentlichen Radio- und Internetansprache. „Uns stehen noch massive Aufräumarbeiten bevor.“

Hayward sagte, vermutlich werde schon eine „sehr große Mehrheit“ des Öls aufgefangen, das aus dem Leck an dem Bohrloch rund 70 Kilometer vor der Küste Louisianas strömt. Am Vortag habe die Rate bei 620 Tonnen pro Tag gelegen, nun seien es 900 Tonnen mehr. Nach offiziellen Schätzungen strömen aus dem Bohrloch jeden Tag zwischen 1600 und 3400 Tonnen Öl.

Ein Live-Video vom Meeresgrund zeigt allerdings, dass nach wie vor viel Öl direkt ins Meer fließt. Um das zu unterbinden, wollen BP-Techniker in den kommenden zwei Tagen die offenen Ventile an dem Trichter schließen, den sie auf das abgesägte Steigrohr an der Quelle gestülpt hatten. Dann würde zwar weniger Öl austreten, allerdings stiege der Druck in dem Behälter so stark, dass er abreißen könnte.

Wegen dieses Risikos will sich BP nicht allein auf die aktuell verwendete Methode verlassen. Der Konzern bereite ein weiteres System zur Eindämmung des Öls vor, sagte Hayward. Bis Ende des Monats soll ein neuer Deckel auf die sprudelnde Quelle gesetzt werden, der schwerer sei und das Leck besser abdichte, berichtete die „New York Times“ am Sonntag. Im Gegensatz zum jetzigen System soll das neue auch hurrikansicher sein. Zum Stillstand gebracht werden kann der Ölfluss aber erst im August, wenn zwei Bohrungen zum Grund der Quelle vier Kilometer unter dem Meeresboden abgeschlossen sind. Über sie soll Zement gefüllt werden und das Loch an der Basis verstopfen.

BP kündigte zudem eine Neuorganisation im eigenen Haus an, um den Schaden zu begrenzen, den das Unternehmen wegen der Katastrophe schon erlitten hat. Künftig soll sich eine neu zu gründende, eigenständige Organisation um den Kampf gegen die Ölpest kümmern. Dort sollen alle Maßnahmen, die mit dem Unfall der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ vor sechs Wochen zusammenhängen, gebündelt werden, kündigte Hayward an. Mit diesem Schritt wolle BP erreichen, dass die Geschäfte ungestört weiterlaufen können.

Der Ölmulti teilte mit, er sei derzeit mit 36.000 Schadensersatz- Forderungen konfrontiert. BP habe bisher 48 Millionen Dollar (rund 40 Millionen Euro) an betroffene Fischer und kleine Unternehmen gezahlt. Es sei noch kein Anspruch abgelehnt worden.