Der dritte junge Mann, der bei dem Pokertunier-Überfall in Berlin dabei war, ist gefasst. Der vierte Räuber soll in den Libanon geflohen sein.

Berlin. Der ganz große Coup sollte es werden – doch genau zwei Wochen nach dem spektakulären Überfall auf das deutschlandweit größte Poker-Turnier in Berlin ist der dritte mutmaßliche Räuber gefasst worden. Auch der 20-Jährige aus Berlin-Neukölln hatte zu hoch gepokert. Er stellte sich am Sonnabend gegen 11.00 Uhr bei der Einreise nach Deutschland am Berliner Flughafen Tegel. Doch durchatmen können Polizei und Staatsanwaltschaft nicht: Einer fehlt noch.

Ob der Geflüchtete mit einer Linienmaschine aus der Türkei zurückkam, wollten die Ermittler nicht sagen. Der Anwalt des mit Haftbefehl gesuchten Mannes hatte der Polizei zuvor telefonisch angekündigt, dass der 20-Jährige aufgibt. „Wir sind zuversichtlich, dass auch der vierte Verdächtige bald gefasst wird“, sagte Polizeisprecher Frank Millert. Der Fahndungsdruck sei riesig.

Vier junge Männer aus Berlin mit türkischen und arabischen Wurzeln waren bei den Überfall am Potsdamer Platz am helllichten Tag stümperhaft zu Werke gegangen. Zwar erbeuteten sie 242000 Euro und teilten die Beute unter sich auf. Doch sie hinterließen jede Menge Spuren, wurden von Überwachungskameras gefilmt und flüchteten in einem Auto, dessen Nummernschild sich ein Zeuge merken konnte. Der Wagen war auf einen 21-jährigen Verdächtigen zugelassen.

Dieser stellte sich am Montagabend bei der Polizei und er verriet seine Komplizen. Als Kronzeuge könnte er einen Strafrabatt bekommen. International wurde dann mit Fotos und Namen nach den drei Geflüchteten gefahndet. Auch der zweite Verdächtige war noch in der Hauptstadt. Der 20-Jährige ließ sich am Mittwochabend widerstandslos festnehmen. Er war zufällig von einer Zivilstreife kontrolliert worden. Diese beiden sitzen in Untersuchungshaft, der am Samstag Festgenommene folgt. Doch zunächst soll er vernommen werden.

Bohrende Fragen wird es sicher auch dazu geben, wo die Beute geblieben ist. Dazu halten sich Polizei und Staatsanwaltschaft bedeckt. Der 21-Jährige hatte den Ermittlern gestanden, dass sie das Geld unter sich aufgeteilt hätten. Er wollte seinen Anteil zurückzugeben.

Am Mittwoch hatten Polizei und Staatsanwaltschaft über Details des Überfalls berichtet. Als die jungen Männer von dem vielen Bargeld in der Turnierkasse im Hyatt-Hotel erfuhren, habe der 21-Jährige die Sicherheitsvorkehrungen ausgekundschaftet. Als er sah, dass das Wachpersonal keine Schusswaffen hatte, habe die Bande den Überfall beschlossen.

Mit einem Revolver und einer Machete stürmten sie in das Hotel. Von da an ging aber alles schief. Wachmänner wehrten sich, und als drei Mitglieder der Bande mit Jackentaschen voller Bargeld schon am Ausgang standen, fehlte der vierte. Sie liefen zurück und befreiten ihn aus dem Schwitzkasten eines zwei Meter großen Sicherheitsmannes. Hunderttausende Euro aus der Beute blieben zurück. Erschwerend für die Räuber kam hinzu, dass sie für die Polizei keine unbeschriebenen Blätter sind. Sie standen schon vorher wegen Diebstählen oder Raubüberfällen vor Gericht.

Nach dem Überfall war sich selbst Polizeipräsident Dieter Glietsch ziemlich sicher, dass die Vierer-Bande schnell gefasst wird. Doch dann verging eine Woche, ohne dass ein Fahndungserfolg sichtbar wurde. Ein erster Verdächtiger musste wieder freigelassen werden - von einer Verwechslung war zunächst die Rede. Der Mann soll 2004 ein Spielcasino am Alexanderplatz überfallen haben. Staatsanwalt Frank M. Heller hatte vor wenigen Taten ein bemerkenswertes Detail der Öffentlichkeit präsentiert. Bei dem Mann sei ein Zettel mit sechs Namen gefunden worden – drei Namen gehörten zu der Poker-Bande.

Der vierte mutmaßliche Poker-Räuber soll nach Informationen der „Bild“-Zeitung“ (Samstag) in den Libanon geflüchtet sein und von dort Kontakt zur Berliner Polizei aufgenommen haben. Polizeisprecher Millert wollte nicht sagen, ob die letzte Poker-Festnahme bevorsteht. „Wir haben unser eigenes Zauberkästchen“, sagte er dem Sender n-tv.