Während der letzten Verhandlungstage konnten keine Zeugen vernommen werden. Im Mittelpunkt stand der allgemeine Zustand der Angeklagten.

Berlin. Der zweite Prozess um den Überfall auf Europas größtes Pokerturnier kommt nicht voran. Der aus der Haft vorgeführte Hauptzeuge - einer der bereits verurteilten Pokerräuber - konnte am Dienstag vor dem Berliner Landgericht nicht vernommen werden. Einer der beiden mutmaßlichen Drahtzieher des spektakulären Coups vom 6. März im Grant Hyatt Hotel hatte den Vorsitzenden Richter Carsten Wolke als befangen abgelehnt.

Wolke hatte Pflichtverteidiger Rainer Elfferding in der vergangenen Woche wegen ungebührlichen Verhaltens gegenüber dem Gericht entpflichtet und einen anderen Anwalt bestellt. Der Richter sei befangen, weil er den Pflichtverteidiger eingesetzt habe, ohne dass der 31 Jahre alte Angeklagte die Möglichkeit hatte, sich selbst einen Anwalt auszusuchen, hieß es zur Begründung.

Der aus einer Großfamilie stammende Mann soll während des internationalen Pokerturniers das Zeichen zum Losschlagen gegeben haben. Sein 29-jähriger Mitangeklagter soll die vier Räuber bei dem spektakulären Coup vor Ort instruiert haben. Das Quartett hatte das Hotel bewaffnet und maskiert gestürmt. Die Männer im Alter von 19 bis 21 Jahren hatten 242 000 Euro erbeutet. Der Großteil des Geldes ist bis heute verschwunden. Die Vier sind im Juli in einem eigenen Prozess zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Die mutmaßlichen Drahtzieher schweigen. Drei der vier Räuber haben die Zeugenaussagen verweigert. Sie haben Revision eingelegt. Der Vierte ist der einzige, der die Angeklagten belasten könnte. In m seinem eigenen Prozess hatte der 20-Jährige das bereits getan und dafür Strafrabatt erhalten. Im August hatte der Hauptzeuge zunächst auch die Aussage verweigert. Er wollte ohne Anwalt keine Angaben machen. Inzwischen hat er einen Rechtsbeistand.

Während der letzten vier Verhandlungstage konnten keine Zeugen vernommen werden. Im Mittelpunkt standen die Verhandlungsfähigkeit der Angeklagten und ein Eklat in dem streng bewachten Zuschauerraum. Im Streit um Zuschauerkontrollen hatten die Anwälte den Gerichtssaal verlassen. Alle bis auf Elfferding hatten sich entschuldigt. Der Anwalt tritt jetzt als Wahlverteidiger auf.