Der Scheitelpunkt des Hochwassers hat Frankfurt passiert. Die Kanzlerin will sich heute ein Bild von den Ausmaßen der Flut machen.

Frankfurt (Oder). Die Scheitelwelle des Oder-Hochwassers hat in der Nacht zum Sonnabend die Stadt Frankfurt passiert. Das Wasser habe den Höchststand von 5,99 Meter erreicht und sinke seither sehr langsam, sagte eine Sprecherin des Hochwassermeldezentrums Brandenburg. Die nach dem Jahrhunderthochwasser von 1997 verstärkten Deiche bestanden damit eine erste Bewährungsprobe. Der nächste Test steht ihnen allerdings erst noch bevor: Die Pegel sollen mindestens drei Tage lang auf hohem Niveau bleiben, so dass die Dämme langsam durchweichen und das Risiko von Deichbrüchen steigt.

Kanzlerin Angela Merkel wollte sich am Mittag gemeinsam mit Ministerpräsident Matthias Platzeck vor Ort ein Bild der Lage machen . Platzeck hatte wegen des Hochwassers seinen Urlaub abgebrochen.

Das Lagezentrum vermeldete am Sonnabendmorgen eine Reihe kleinerer Schäden an den Dämmen. „Die Lage ist angespannt kritisch, aber die Deiche halten“, sagte ein Sprecher. Die Risse würden mit Sandsäcken gestopft und die betroffenen Dämme mit zusammengebundenen Baumstämmen stabilisiert. Mehr als hundert Deichläufer seien in Zwölf-Stunden-Schichten rund um die Uhr unterwegs und kontrollierten die Deiche Meter für Meter. „Jetzt kommt immer mehr die Zeitfrage ins Spiel“, sagte der Sprecher.

In Ratzdorf und Eisenhüttenstadt sinkt das Wasser bereits seit Freitag langsam wieder. Der Höchststand im Grenzort Ratzdorf, wo Oder und Neiße zusammenfließen, blieb etwa einen halben Meter unter der Marke des Jahrhunderthochwassers im Sommer 1997. Damals wurden weite Teile des Oderbruchs überschwemmt. Von einem Deichbruch sind nun besonders Abschnitte bedroht, die nach der Flut nicht saniert wurden. Dies betrifft nach Platzecks Worten noch zehn Prozent der Dämme. Das Oder-Hochwasser, das in Polen bereits erheblichen Schäden verursachte, hatte am Donnerstag Deutschland erreicht.