Für den Abend wird am Messpunkt Ratzdorf ein Pegel von 590 Zentimetern erwartet. Es gilt die höchste Alarmstufe für den Kreis Oder-Spree.

Frankfurt (Oder). In den brandenburgischen Hochwassergebieten an der Oder wächst die Gefahr von Deichbrüchen und Überflutungen. Angesichts der aus Polen kommenden Wassermassen rief der Landkreis Oder-Spree am Mittwochabend die höchste Alarmstufe 4 aus. Der Pegel am Messpunkt Ratzdorf erreichte die Marke von sechs Metern. Ministerpräsident Matthias Platzeck brach seinen Urlaub ab. Innenminister Rainer Speer machte sich auf den Weg nach Frankfurt (Oder), um von dort aus die die Maßnahmen zu leiten.

Platzeck nimmt am Donnerstag seine Dienstgeschäfte wieder auf und will sich mit weiteren Verantwortlichen vor Ort über die aktuelle Situation informieren. Speer sagte seine Teilnahme an der Innenministerkonferenz in Hamburg ab und setzte die vier Hundertschaften der Landeseinsatzeinheit der Polizei in Bereitschaft.

Die brandenburgische Umweltministerin Anita Tack will sich am Donnerstag vor Ort ein Bild machen. „Die Situation ist ernst, das Wasser steigt unaufhaltsam“, erklärte die Linken-Politikerin. „Wir gehen davon aus, dass wir gut vorbereitet sind und die Deiche dem Wasser trotzen werden.“

Die Lage am frühen Abend war ernst: Auf den 35 Kilometer langen Oder-Deichen südlich von Frankfurt waren rund um die Uhr Deichläufer im Einsatz. Im Landratsamt in Beeskow, wo drei Millionen Sandsäcke bereit liegen, kamen die Verantwortlichen zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. In Frankfurt wurden rund 5.000 Sandsäcke an die Bewohner der südlichen Vorstadt verteilt.

Sorgen bereiten den Behörden vor allem alte Deiche in der Neuzeller Niederung sowie eine Deich-Baustelle in Brieskow-Finkenheerd bei Frankfurt. Kleingärtner und Kleintierzüchter wurden dringend gebeten, Tiere und Wertsachen aus den Gärten an einen sicheren Ort zu bringen.

Der Bürgermeister der polnischen Stadt Slubice empfahl seinen Mitbürgern sogar, die Stadt zu verlassen. Es handelte sich laut Stadtverwaltung aber nicht um eine offizielle Evakuierung.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière telefonierte mit seinem polnischen Amtskollegen Jerzy Miller. De Maizière sicherte die Solidarität und Unterstützung Deutschlands zu.

Das Hochwassermeldezentrum in Frankfurt ist durchgängig besetzt. Ab Donnerstag ist dort ein Bürgertelefon geschaltet. Zwischen 07.00 und 22.00 Uhr erhalten Bürger Auskunft unter der Rufnummer 0335-5603167 oder auf der extra eingerichteten Internet-Seite .