Petric fällt für die Startelf gegen den Deutschen Meister wohl aus, Ilicevic ist angeschlagen. Guerrero bleibt die Hoffnung im Angriff.

Hamburg. HSV-Trainer Thorsten Fink wollte ihn gestern noch nicht endgültig abschreiben: "Mladen Petric ist weiter angeschlagen, ob er gegen Dortmund spielen kann, ist unsicher." Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, doch ein Einsatz am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) von Beginn an ist so gut wie ausgeschlossen. Denn der Angreifer konnte aufgrund seiner Wadenprobleme auch am Donnerstag nicht trainieren. Zudem machte Fink deutlich, dass er bei dem geringsten Risiko auf Petric verzichten wolle, um keinen erneuten, langfristigen Ausfall zu riskieren.

Es ist wie verhext. Schon in der Hinrunde musste der "Magier", wie Petric aufgrund seiner schönen Tore und der Zauberkünste abseits des Platzes genannt wird, mit einem Muskelfaserriss in der Wade sieben Wochen pausieren - ungewöhnlich lange für eine solche Verletzung. Im Trainingslager in Marbella schien der Stürmer dann auf einem guten Weg zu sein. Doch im letzten Testspiel gegen Bielefeld kam die alte Blessur wieder zum Vorschein. 35 Bundesligaspiele verpasste Petric in seinen dreieinhalb Jahren beim HSV bereits, die meisten davon aufgrund von verschiedenen Verletzungen - und nun sieht es erneut danach aus, dass er auch die kommende Halbserie nicht komplett zur Verfügung stehen wird.

Der Koreaner Heung Min Son könnte Petric im Sturmzentrum ersetzen, doch Fink wollte sich noch nicht festlegen. "Son war in einem Loch, hat in der Vorbereitung jedoch einen guten Eindruck hinterlassen. Vielleicht lasse ich mir vorne aber etwas anderes einfallen." Was das sein könnte, deutete der Coach im Training an: Paolo Guerrero agierte als einzige Spitze, Robert Tesche dahinter. Im defensiven Mittelfeld kamen Tomas Rincon und Gojko Kacar zum Zug. Die schon erprobte Variante mit Ivo Ilicevic als hängendem Stürmer konnte Fink nicht verfeinern, denn auch der zweite Kroate im HSV-Team fehlte bei der Übungseinheit mit Wadenproblemen. Sollte er ausfallen, stünde der talentierte Zhi Gin Lam für die rechte Seite parat.

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Somit konzentriert sich die Sturm-Hoffnung des HSV auf Guerrero, der in den letzten vier Heimspielen getroffen hat. "Ich will diese Serie gegen Dortmund ausbauen, aber wenn wir gewinnen, ist mir egal, ob ich ein Tor schieße oder ein anderer", sagt der Peruaner, der den wahrscheinlichen Ausfall von Petric als "großen Verlust" bezeichnet. Er sei sich bewusst, dass die Durchschlagskraft in der Offensive nun in erster Linie von ihm abhängt - Bedenken, diese vermissen zu lassen, hat Guerrero aber nicht. "Ich habe schon oft als einziger Stoßstürmer gespielt, das lief fast immer gut. Zudem bin ich jetzt ausgeruht und zu 100 Prozent fit. Das war vor der Saison noch anders, als ich durch die Copa America keine Pause hatte."

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Ein Guerrero in Topform erscheint auch dringend notwendig, denn die Alternativen im Angriff sind rar gesät. "Wir haben doch vier Stürmer", hatte Sportchef Frank Arnesen zwar vor Kurzem gesagt und einem möglichen Leihgeschäft mit Chelseas Angreifer Romelu Lukaku eine Absage erteilt. Doch Stürmer Nummer vier, der Schwede Marcus Berg, benötigt nach seinem Schlüsselbeinbruch noch Wochen, um seine Fitness wiederzuerlangen. Und auch gesund blieb er bislang seine Bundesligatauglichkeit schuldig. Wenn sich Son also nicht so schnell wie erhofft aus seinem Leistungstief befreit und Petric' Gesundheit sich nicht schleunigst verbessert, ist Fink gezwungen, mit nur einer Spitze zu agieren. Doch der Trainer will nicht klagen und zog unlängst einen Vergleich heran: "Die Bayern haben mit Mario Gomez, Ivica Olic und Nils Petersen sogar nur drei Stürmer in ihrem Kader und sind damit bisher gut gefahren. Und man kann auch nicht immer davon ausgehen, dass sich alle verletzen."

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Trotz der personellen Sorgen rechnet sich der 44-Jährige gegen die Dortmunder einiges aus. "Wenn man gleich zu Anfang gegen starke Mannschaften antritt, ist es immer leichter, weil sie noch nicht den Rhythmus gefunden haben." Auf Augenhöhe sieht Fink sein Team mit dem BVB zwar noch nicht, jedoch könne man nach fünf Spielen zu Hause in Folge ohne Niederlage schon von einer gewissen Heimstärke sprechen, die auch gegen den Meister erlaube, selbst die Initiative zu ergreifen und Druck auszuüben.