"Ich bin einer wie Klopp." Hat Thorsten Fink bei seiner Vorstellung als HSV-Trainer im Oktober 2011 gesagt. Das war mutig. Aber er hat es nicht nur gesagt, ich nahm es ihm auch quasi wie ein Versprechen ab. Einer wie Klopp! Deshalb gingen damals in Hamburg viele Hände nach oben. Endlich! Endlich hat der HSV einen Trainer wie "Kloppo", den Liebling aller Massen. Danach hatten sie sich an der Elbe doch schon alle seit Jahren gesehnt.

Fink ist jung, schwungvoll, dynamisch, hat das Bayern-Gen in sich, war als Spieler ein Kämpfer wie Klopp, er trägt ebenfalls einen Dreitagebart, sieht sehr gut aus - und, das hat er dann sogar dem Dortmunder Meistertrainer noch voraus, er sieht besser aus als Klopp. Auch deshalb, weil der HSV-Coach oft Anzug trägt. Er wirkt stets festlich gekleidet, wie ein Dressman. Gerade so, als wolle er auf einen Ball der Bundeskanzlerin gehen. Thorsten Fink sieht auch ungeschminkt einfach immer wie aus dem Ei gepellt aus. Im Prinzip ist der HSV schon die Nummer eins, wenn es darum geht, wer den schönsten Trainer der Liga hat.

Und auch in Sachen Trainerlehre hat Fink das, was vor ihm schon Klopp in der Liga auszeichnete. Wenn ich so an die ersten HSV-Spiele der Fink-Ära zurückdenke, dann fällt mir ein, dass die Mannschaft, die vorher exzellenten Schlafwagen-Fußball geboten hatte, auf einemmal richtig gut spielte. Mit Mut und Elan. Und zudem auch mit jener läuferischen Note, die den Sieger ausmacht. Um es auf den Punkt zu bringen: Beim HSV rissen sich die Spieler unter dem neuen Trainer Fink wieder und endlich den Hintern auf - das war gut.

Den Dortmundern wird ja auch nachgesagt, dass sie (fast) jeden Gegner in Grund und Boden laufen. Dass sie nebenbei noch sehr guten Fußball bieten, das führte dann fast von allein zum Titelgewinn. Ein Traum. Von dem der HSV noch Jahre entfernt ist. Toll wäre es allerdings, wenn sich die "jungen Finken" Klopps Meisterschüler ab sofort zum Vorbild nehmen würden. Und noch großartiger wäre es, wenn diese HSV-Mannschaft damit nicht nur an diesem Sonntag wieder beginnen, sondern diese Einstellung dann auch bis zum Ende der Saison beibehalten würde. Denn irgendwie hatte ich schon in den letzten Spielen des vergangenen Jahres den Eindruck, als wolle dieser HSV doch lieber wieder etwas mehr "spielen" als laufen und kämpfen . . .

Und wenn denn Fink tatsächlich einer wie Klopp ist, dann wird er es - wie das Original - auch schaffen, die richtige Einstellung zu vermitteln: Taktik, Konzept, Philosophie - und dazu kämpfen, ackern, laufen, beißen - mit Herz und Leidenschaft zur Sache gehen. Der Stoff, aus dem die schönsten Siege sind.

Machen Sie Ihre Jungs wieder mal so richtig heiß, Herr Fink! Klopp wird es mit seinem Team nämlich machen.

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab