Ein Kommentar von Kai Schiller

Am Ende eines langen HSV-Tages hatten sich plötzlich alle wieder lieb. So freuten sich HSV-Chef Carl Jarchow und Aufsichtsratschef Otto Rieckhoff nach der Mitgliederversammlung im CCH gleichermaßen über die "harmonischen Diskussionen", die dem Bild eines zerrissenen Vereins so überhaupt nicht entsprachen. Auch die Kontrolleure Manfred Ertel, Alexander Otto und Horst Becker beeilten sich in ihren Redebeiträgen zu betonen, dass die Friede-Freude-Eierkuchen-Atmosphäre selbst im vermeintlich zerstrittensten aller HSV-Gremien, im Aufsichtsrat, in den vergangenen Wochen und Monaten gelebte Wirklichkeit gewesen sei.

Nun darf sich natürlich jeder seinen eigenen Teil dazu denken, wie harmonisch in dem zwölfköpfigen Aufsichtsrat seit der vergangenen Mitgliederversammlung, auf der vier neue Kontrolleure gewählt wurden, tatsächlich gearbeitet wurde. Am Ende des Tages ist dies aber gar nicht entscheidend. Viel wichtiger als eine Kuschelatmosphäre zwischen den Räten sind doch die Ergebnisse, die erarbeitet werden. Und hier darf sich der in den vergangenen zwei Jahren - zu Recht - so gescholtene Rat nach dem gestrigen Tag tatsächlich auf die Schultern klopfen. Denn obwohl der Rat entgegen aller Bekundungen sehr wohl tief gespalten über die Aufarbeitung der Ära Hoffmann war, haben es die zwölf Herren doch hinbekommen, sich zu einer gemeinschaftlichen Bewertung durchzuringen.

So oder so, die Mitgliederversammlung darf als echter Neustart für den HSV gewertet werden. Und wenn sich dabei sogar die Kontrolleure lieb haben, hat niemand etwas dagegen.