In unserer Serie stellen wir Unternehmen in Stormarn vor. Petra Sonntag hat sich bei der Kroschke Gruppe in Ahrensburg umgesehen.

Ahrensburg. Dass die Wahl auf Ahrensburg fiel, als Christoph Kroschke vor 15 Jahren für sein Unternehmen einen neuen Standort suchte, ist vor allem seinen Mitarbeitern geschuldet. Er selbst fühle sich überall dort wohl, wo man gute Geschäfte mache. "Also in der ganzen Republik", sagt der 57 Jahre alte Geschäftsführer der Christoph Kroschke Unternehmensgruppe, die als Autodienstleister den deutschen Markt anführt. Auto- und Motorradfahrer kennen die sogenannten Service-Points, die als "Kroschke Signs & Services" Nummernschilder sowie Zoll- und Ausfuhr-Versicherungen in der Nähe von Zulassungsstellen verkaufen.

Als er 1994 das Braunschweiger Unternehmen zwischen sich und seinem Bruder Klaus aufteilte, verschlug es Christoph Kroschke von der Herzog- in die Schlossstadt. "Das zogen die Mitarbeiter der Alternative München deutlich vor, außerdem lockten die guten Konditionen beim Grundstückskauf", sagt er. Was an der Straße Am Kratt in der Siedlung am Hagen auf dem Gelände der ehemaligen Friedrich-Ebert-Stiftung begann, fand 2005 in einem Neubau an der Bogenstraße mit direktem Zugang zum Bahnhof seine Fortsetzung. Die Zahl der Mitarbeiter wächst stetig, dieses Jahr wurde der zweite Bauabschnitt eingeweiht. Rund 200 Menschen sind in dem dreistöckigen Gebäude tätig, viele kommen täglich aus Hamburg.

Auch der zuvor in der Hansestadt ansässige Deutsche Auto Dienst (DAD) sitzt nun als Teil der Holding in Ahrensburg. Er übernimmt das Fuhrparkmanagement. Abteilungsleiter Christian Burmester: "Wir kümmern uns um die Ein- und Aussteuerung der Fahrzeuge - von der Liefertermin-Überwachung über die Zulassung bis zur Stilllegung. Hinzu kommen das Dokumenten- und Risiko-Management." Zu den Kunden zählen Autovermieter, Leasing- und Finanzierungsgesellschaften. Stolz gewährt der 33-Jährige einen Blick in das Allerheiligste der streng gesicherten Räume: "Hier lagern circa 1,2 Millionen Fahrzeugbriefe, Zweitschlüssel der Autovermieter und Navigations-CDs."

DAD-Geschäftsführer York Schmidt zur Nedden begann 1994 als Trainee in Braunschweig. Grund zum Wechseln gab es für den heute 42-Jährigen nie: "Ich hatte alle drei Jahre eine neue Position. Der sehr angenehme Umgang mit den Kollegen, die Dynamik und Innovationskraft des Unternehmens machen für mich den Reiz aus." Fürs gute Betriebsklima wird einiges getan. Christoph Kroschke und Personalleiter Carsten Marquardt laden neue Mitarbeiter zum gemeinsamen Frühstück ein. Und gerade enden die "Gesundheitswochen". Drei Wochen lang konnten die Angestellten Angebote wie Wirbelsäulengymnastik, Yoga und mobile Massage nutzen, sich im Beachsoccer üben oder einem Stresstest unterziehen. "Da habe ich beim Frühstück Müsli und Vitaldrinks aufgetischt", sagt Karin Grymlas, Betreiberin des Betriebsrestaurants. Die 50-Jährige ist seit den ersten Ahrensburger Tagen dabei, ihr Angebot wuchs mit der Mitarbeiterzahl. Familiär gehe es immer noch zu. "Wer für seine private Party Häppchen braucht, für den mache ich das noch nach Feierabend."

Nach der Arbeit trifft sich auch die Betriebssportgruppe zum Fußballspielen. "Sozusagen als Training für den alljährlichen Kroschke-Cup", sagt Marketingassistentin Franziska Schewe, die in der gemischten Mannschaft spielt. Bei dem Benefizturnier treten seit zehn Jahren neben hauseigenen Teams auch Mannschaften von Kunden und Geschäftspartnern gegeneinander an. Der Erlös geht stets an die Kroschke Stiftung für Kinder.

1993 von den Gebrüdern Kroschke gegründet, unterstützt die Stiftung vor allem frühgeborene, chronisch kranke und behinderte Kinder. In diesem Jahr geht es erstmals auch um den Schutz vor Gewalt. In der Ahrensburger Geschäftsstelle kümmert sich Anja Wenk (40) um die Belange der Stiftung. Eigentlich kommt sie aus dem Garten- und Landschaftsbau. Bei Arbeiten im Garten von Klaus Rollin, Gründer der Hamburger Bürgerstiftung, setzte dieser ihr "den Stiftungsfloh ins Ohr". Vor drei Jahren wurde Anja Wenk Vorstandsassistentin bei der Kroschke Stiftung: "Es ist eine unglaublich abwechslungsreiche Tätigkeit." Sie freut sich über das Engagement der Mitarbeiter, die mit Freunden der Familie Kroschke einen Freundeskreis der Stiftung gegründet haben: "Mit einem Jahresbeitrag von 50 Euro sponsern die Mitglieder kleinere Anfragen und helfen bei Veranstaltungen."

Hilfe leisten gehört zur Unternehmenskultur. Davon profitierte auch Minnu Busri, als sie 2006 eine Ausbildung zur Bürokauffrau begann. Kroschke finanzierte ihr einen Intensivkursus in Deutsch. Den konnte die 19-Jährige gut gebrauchen. Als sie mit zehn Jahren aus Afghanistan nach Deutschland gekommen war, besuchte sie erstmals eine Schule - und erreichte binnen sieben Jahren den erweiterten Hauptschulabschluss. "Jetzt bin ich in der Buchhaltung, wo es mir gut gefällt", sagt die ehrgeizige junge Frau, die zu den acht Lehrlingen in Ahrensburg zählt.

Perspektiven bietet das Unternehmen reichlich. Mit dem Kroschke Bürgerservice erobert die Holding seit einem Jahr neue Märkte. Unter einem Dach finden Kunden bereits in zehn Filialen Post- und kommunale Dienstleistungen, Ticketservice und Waren des täglichen Bedarfs. Kroschkes Ziel sind 250 bis 400 Filialen - dann wird er wirklich der Herr aller Briefe.