In unserer Serie stellen wir Unternehmen aus Stormarn vor. Was ist das Besondere? Wie denken die Mitarbeiter? Redakteurin Lena Thiele hat sich für das Abendblatt bei “Wieners + Wieners“ im Gewerbegebiet umgesehen.

Ahrensburg. "Man muss schon ein bisschen komisch sein für diesen Job." Sybille Vibrans weiß, dass Menschen in ihrem Beruf als merkwürdig korrekt gelten. "Lektoren sind ja ein wenig verschrien als Menschen, die sogar die Speisekarte im Restaurant verbessern." Ganz falsch sei das nicht, gibt die 31-Jährige lächelnd zu. Sie arbeitet bei der Firma Wieners + Wieners, einem Ahrensburger Lektorat und Übersetzungsbüro. "Hier treffe ich Gleichgesinnte, die mich verstehen."

Wie Ariane Kossack, die direkt nach ihrer Promotion als Sprachwissenschaftlerin in England vor eineinhalb Jahren bei der Firma einstieg. "Sprache ist meine Leidenschaft", sagt die 34-Jährige, die deutsche Eltern hat und in England aufgewachsen ist. "Aber ich wollte nicht an der Uni bleiben, sondern in der 'realen Welt' arbeiten." In dieser Welt lerne sie unglaublich viel über Sprache, schwärmt Ariane Kossack, die das deutsche und das englische Lektorat leitet. In den Texten kontrollieren die Lektoren die Rechtschreibung, die Grammatik und den Stil.

"Die schlimmsten Fehler finden wir in den Überschriften", sagt ihre Kollegin Sybille Vibrans. Auch "das" und "dass" werde immer wieder verwechselt, Kommasetzung sei ein Dauerthema und auch die neue deutsche Rechtschreibung habe ihre Tücken. Oft sind mehrere Schreibweisen erlaubt. "Aber viele Kunden kommen nicht damit zurecht, dass es keine festen Regeln gibt", sagt Ariane Kossack, die in solchen Fällen manchmal persönlichen Vorlieben folgt. Die Lektorin korrigiert nicht nur, sondern recherchiert auch inhaltliche Hintergründe. "Das ist wie ein zweites Studium." Ihre Kollegin Georgina Tickell nickt. "Ich weiß jetzt zum Beispiel alles über Phosphor." Nicht gerade ihr Lieblingsthema - aber an ihrem Arbeitsplatz im englischen Lektorat gibt es täglich neue Aufgaben. "Nach einem Text über Künstler kommt vielleicht ein Geschäftsbericht, dann wieder ein Werbetext", sagt die 24-jährige Engländerin, die Deutsch und Französisch studiert hat. Jetzt könne sie jeden Tag zwei Sprachen sprechen, sagt Georgina Tickell und strahlt. "Dieser Job ist perfekt für mich."

Die Mitarbeiter könnten in der Firma umsetzen, was sie studiert haben, sagt Vertriebsleiter und Germanist Urban Tröster. "Das ist ja bei Geisteswissenschaftlern nicht oft so." Bei Wieners + Wieners könne auch er seine zwei Leidenschaften - für Sprache und für das Kaufmännische - kombinieren. Urban Tröster, der vor rund zwei Monaten nach Ahrensburg kam, drückt es so aus: "Ich kann das, was mir liegt, als Dienstleistung verkaufen."

So sieht das auch Felix Buse, der als Kundenbetreuer sowohl seine Spanisch-, Englisch- und Deutschkenntnisse als auch seine organisatorische Erfahrung nutzen kann. "Für mich ist das sehr attraktiv", sagt der 32-Jährige. Die Lektoren, Übersetzer, Projektmanager und Kundenbetreuer arbeiten in einem internationalen Team. "Das macht die Arbeit schöner", sagt Begoña Parajón Robles. Die Übersetzerin und Dolmetscherin kann bei der Arbeit spanisch, französisch, englisch und deutsch reden. Sie koordiniert die Übersetzungen, findet für jeden Auftrag - die Firma hat mehr als 50 Sprachen in ihrem Angebot - einen passenden Übersetzer. Auf rund 600 freie Mitarbeiter kann sie zurückgreifen. Bevor die 29-Jährige vor zwei Jahren zum Ahrensburger Team stieß, hatte sie als Übersetzerin zu Hause gearbeitet. "Aber ich brauche einfach Menschen um mich herum zum Reden", sagt sie. Und das geht gut in dem Unternehmen, dessen Geschäft die Sprache ist. "Jeder ist immer ansprechbar", sagt ihr Kollege Gisbert Meyer und betont: "Wir arbeiten sehr eng zusammen." Dabei hilft auch, dass sich die Kollegen - der Altersdurchschnitt liegt bei 35 Jahren - untereinander gut verstehen. In der Firma sei es "supernett", sagt Georgina Tickell. Als sie vor knapp eineinhalb Jahren hierher zog, kannte George, wie ihre Kollegen die Engländerin mit den roten Locken nennen, niemanden. "Aber ich habe sofort Freunde gefunden", sagt sie und lacht. "So sind die Deutschen eben." Zumindest die gar nicht so seltsamen Lektoren bei Wieners + Wieners.