In unserer Serie stellen wir Unternehmen aus Stormarn vor. Was ist das Besondere? Wie denken die Mitarbeiter? Redakteurin Franziska Behring hat Lekkerland in Stapelfeld besucht.

Stapelfeld. Es ist ein kleines Fress-Paradies. Mitten im Industriegebiet von Stapelfeld. Verborgen hinter den hohen grauen Wänden der Lagerhallen. Schokoriegel, Fruchtgummi, Erfrischungsgetränke, Erdnüsse, Bier und andere Leckereien füllen die neun Meter hohen Regale. Auch Kondome, Autobatterien und Katzenfutter zählen zu den 3800 Artikeln, die hier gelagert werden.

"Unsere Gabelstaplerfahrer sind wahre Künstler", sagt Ralph Dreger (44) und grüßt einige Mitarbeiter mit einem freundlichen "Mahlzeit". Seit 2003 ist er der Chef von Lekkerland in Stapelfeld. Die Firma ist Convenience-Food-Händler Nummer 1 in Deutschland. "Convenience" steht für schnell, bequem und einfach. Dreger sagt: "Die Menschen wollen lecker und gesund, aber bequem konsumieren. Wir gehen diesen Trend hautnah mit." Lekkerland beliefert hauptsächlich Tankstellen und Kioske. "Das macht uns einzigartig", sagt Dreger mit stolzer Stimme und öffnet die Tür zur nächsten Halle.

Der würzige Duft von Tabak steigt einem in die Nase. Denn auch Tabakwaren zählen zum Produktangebot. Handyähnliche Geräte führen die Angestellten durch die Regalreihen. Eine freundliche Computer-Frauenstimme sagt den Mitarbeitern, wo es lang geht. "Das ist Lydia", sagt Dreger. Die Dame sagt die Bestellung der Kunden und die Lagerplätze der Waren an.

6000 Kartons werden hier täglich verpackt. Allein von Stapelfeld aus beliefert Lekkerland 3500 Kunden, darunter Tankstellenshops, Kioske, Kantinen, Kaufhäuser, Getränkefachmärkte und Tabakwarengeschäfte. Einer, der die Waren zusammenstellt, ist Alexander Kupietz. Der 30-jährige Kommissionierer arbeitet seit zehn Jahren in der Firma, die seit 1998 eine Niederlassung in Stapelfeld hat. "Das ist eine halbe Familie hier", sagt Kupietz. Mit den meisten sei er "auf du und du". Das Klima sei nicht so hierarchisch. "Du kannst mit jedem reden. Auch bei privaten Problemen bekommt man totale Rückendeckung von den Kollegen - auch vom Chef."

Die offene Kommunikation mit seinen 220 Angestellten, von denen er alle mit Namen kennt, liegt Ralph Dreger am Herzen. Deshalb habe er in diesem Jahr auch einen "Mitarbeiterzirkel" ins Leben gerufen. Mit einer Gruppe von Angestellten seien sie einen Tag an die Ostsee gefahren. "Wir haben ganz offen diskutiert, was die Mitarbeiter tun würden, wenn sie Führungskraft wären. Wie sie die Zufriedenheit der Kunden steigern würden", sagt Dreger und geht die Stufen zum ersten Stock des Verwaltungsgebäudes hoch. Motivierte und zufriedene Mitarbeiter - das sei der Hebel zum Erfolg. Dazu gehöre auch, als Chef stets ein offenes Ohr für die Ideen der Mitarbeiter zu haben. "Und Präsenz zu zeigen. Sich hinterm Laptop zu vergraben, ist der falsche Weg", sagt der Mann in dem rosa-weiß gestreiften Hemd und dem grauen Anzug, der einmal im Jahr für seine Mannschaft in eine Kochuniform schlüpft. "Ende August, wenn die Hochsaison zu Ende geht, schließen wir die Kantine für einen Tag. Dann grillen alle Führungskräfte für die Mitarbeiter", sagt Dreger. "Als kleines Dankeschön."

Neben seinem Büro hängt ein Bild, das seinen Führungsstil zusammenfasst. "Dialog auf Augenhöhe" steht dort zum Beispiel neben einer Zeichnung von zwei zugewandten Gesichtern geschrieben, darunter die Begriffe "Ehrlichkeit" und "Berechenbarkeit". Eigenschaften, die er als Chef erfülle und auch von den Kollegen erwarte.

Dass bei Lekkerland eine offene Kommunikation herrscht, zeigt auch die Gestaltung der Büros: Die Türen sind aus Glas. Jeder kann jeden sehen. Einige Mitarbeiter winken in die Büros, während sie den Flur entlanggehen. Auch zwischen den Räumen gibt es Glasfenster. Von Dregers Büro aus ist der Arbeitsplatz seiner Assistentin zu sehen. Und ein Teller mit Süßigkeiten. "An dem kann ich schlecht vorbeigehen, ohne zuzugreifen", sagt er und schmunzelt. Am liebsten möge er Fruchtgummi. "Die habe ich schon als Kind gern genascht."

Auch bei Cornelia Klug und ihren Kollegen im Kundenservice steht eine Schale mit süßen und salzigen Leckereien. "Schließlich sind wir hier bei Lekkerland", sagt die 49-Jährige und lacht. "Hier ist jeder für den anderen da", sagt Klug, die seit 17 Jahren hier arbeitet. Auch als es ihr aus privaten Gründen sehr schlecht gegangen sei, habe die Firma ihr den Rücken gestärkt. "Für mich ist das Menschliche das Aushängeschild von Lekkerland", sagt Klug.

"Ja, wenn jemand ein Problem hat, egal ob privat oder beruflich, bekommt man das bei uns mit", sagt Ralph Dreger. Vermutlich auch, weil die Menschen hier nicht mit Scheuklappen durch die Firma laufen, sondern auch nach rechts und links schauen.

Stolz ist der Lekkerland-Chef nicht nur auf seine "enorm leistungsstarke" Mannschaft, sondern auch auf das neue 3500 Quadratmeter große Kühlhaus - das sogenannte Kopflager Nord für frische und tiefgekühlte Produkte. "Das bedeutet, dass wir Kunden, aber auch unsere Logistikzentren, mit diesen Waren beliefern", sagt Dreger und zieht sich einen dicken Mantel an. "Sonst wird es gleich ziemlich kalt." Stimmt. Als er die Tür der minus 24 Grad Celsius kalten Tiefkühlhalle öffnet, schlägt einem trockene Kälte entgegen. Dregers Brille beschlägt innerhalb von Sekunden. Männer in Spezialkleidung haben den Überblick über die 350 Produkte, darunter Pizza, Brötchen und Fertiggerichte. "Die Mitarbeiter dürfen hier nur maximal anderthalb Stunden arbeiten", so Dreger. "Danach müssen sie sich eine halbe Stunde aufwärmen - das ist Vorschrift."

Die Kühlhalle, in der Temperaturen knapp über den Gefrierpunkt herrschen und in der zum Beispiel Salate, Yoghurt, Eier und Soßen gelagert werden, erscheint dagegen fast warm. Die Worte von Ralph Dreger klingen wirklich warm, wenn er über Lekkerland spricht: "Ohne ein funktionierendes Team würde es hier nicht so rund laufen." Er sei froh und stolz, dass er so engagierte Mitarbeiter habe. "Das ist ein schönes Gefühl."