Dennoch gibt die Weltgesundheitsorganisation keine Entwarnung. Es könnte eine zweite Welle der Ansteckung geben.

War das die Schweinegrippe? Die aktuelle Ausbreitung der Viren deutet darauf hin: Der Höhepunkt der Pandemie ist überschritten. Immer weniger stecken sich an. In der vergangenen Woche waren es deutschlandweit 6000 neu Erkrankte. Vor vier Wochen waren es fast fünfmal so viele.

Dennoch will die Weltgesundheits- organisation (WHO) noch keine Entwarnung geben. Sie hat die Verbreitung des Virus H1N1 auf dem gesamten Globus im Blick. In der nördlichen Hemisphäre flaut die Schweinegrippe deutlich ab, auf der Südhalbkugel sei sie "kaum noch existent", sagte der WHO-Vertreter Keiji Fukuda jetzt in Genf. Doch die Experten schließen eine zweite Welle nicht aus. Jörg Hacker, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin: "Die neue Grippe ist nicht verschwunden. Es ist durchaus möglich, dass wir im späten Winter oder im Frühjahr eine weitere Welle bekommen."

Auch in Tschechien, Frankreich, in der Schweiz, Kasachstan, Kirgisien und Russland verharrt die Schweinegrippe laut WHO-Angaben auf "hohem Niveau".

Seit April sind weltweit 9596 Menschen an dem Virus gestorben. In Deutschland wurden bisher 119 Todesfälle registriert (Stichtag: 15. Dezember). Der Vergleich mit den Opfern der jährlich auftretenden saisonalen Grippe zeigt, dass die zunächst befürchteten hohen Todesraten durch das neue Virus nicht eingetreten sind. Denn allein in Deutschland sterben zwischen 8000 und 11 000 jedes Jahr an der "normalen Grippe". Bis zu 20 000 Patienten kommen mit "normaler" Grippe in eine Klinik. Vor allem Kranke mit erhöhten Risiken, etwa wegen eines chronischen Leidens, sollen mit antiviraler Therapie behandelt werden, rät das RKI. Dazu zählt das virenhemmende Medikament Tamiflu, das spätestens 48 Stunden nach Beginn der Symptome verabreicht werden muss, damit es wirkt. Immer wieder gibt es allerdings Patienten, die darauf nicht ansprechen.

So wurden jetzt erstmals in Deutschland bei einem grippekranken Jungen (10) und einem Mann (31) in Münster (NRW) Resistenzen gegen Tamiflu nachgewiesen. Beide waren mit Vorerkrankungen ins Uniklinikum Münster gekommen, teilte die Klinik Freitag mit. Solche Resistenzen waren schon aus Norwegen, Großbritannien und Dänemark bekannt. Unempfindlichkeiten gegen das Medikament kommen auch bei der saisonalen Grippe vor. Die beiden Erkrankten in Münster wurden mit dem Alternativ-Grippemittel Relenza behandelt. "Bei dem Kind haben wir das H1N1-Geschehen im Griff, der Mann wird beatmet", sagte Prof. Georg Peters, Direktor des Instituts für klinische Mikrobiologie. Der Zustand des 31-Jährigen sei schlecht, aber stabil.

Eine Impfung sei der beste Schutz, auch vor Resistenzbildungen, sagte der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Prof. Norbert Roeder. "Sonst sind die Waffen, die wir haben, irgendwann stumpf."