Am 26. Oktober starten die Impfungen gegen Schweinegrippe. Hamburger Mediziner sagen, für welche Personen es ratsam ist.

Ist die Impfung gegen die Schweinegrippe, die deutschlandweit am 26. Oktober starten soll, mit einem hohen Risiko für unbekannte Nebenwirkungen verbunden? "Ich fühle mich nicht wie ein Versuchskaninchen", sagt Prof. Dr. Frank Riedel. Der Chefarzt des Altonaer Kinderkrankenhauses will "mit gutem Beispiel vorangehen" und sich impfen lassen.

Gestern hat die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung gegen die Schweinegrippe auch offiziell empfohlen. Vorrangig sollten demnach medizinisches Personal, chronisch Kranke und Schwangere geimpft werden. Die Kommission besteht aus 16 Experten und ist beim Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin angesiedelt. Sie spricht bundesweit Impfempfehlungen aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse aus.

Wer unter chronischen Erkrankungen leidet, wie Diabetiker, Asthma-Kranke oder Herz-und-Kreislauf-Kranke, habe ein mehrfach erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, warnt die Kommission. Wie vor anderen Impfungen sollte aber auch bei dem Schutz gegen die Schweinegrippe grundsätzlich eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen werden. Dies gelte besonders für Schwangere. Das bedeutet: Letztlich sollte ein Arzt im Einzelfall entscheiden, ob die Impfung sinnvoll ist. Grundsätzlich könnten aber alle Bevölkerungsgruppen von einer Impfung profitieren, so die Stiko weiter.

Bereits am 25. September ist eine Patientin (36) in Essen (NRW) an der Schweinegrippe gestorben. Nach zwei Toten, bei denen das Virus H1N1 schon nachgewiesen wurde, aber nicht den Tod verursacht hatte, ist die Frau der erste gesicherte Todesfall durch Schweinegrippe in Deutschland. Das hatten umfangreiche Tests ergeben, berichtete das Essener Uniklinikum. Die Patientin war einem Lungen- und Multiorganversagen erlegen. "Wir sind sehr sicher, dass H1N1 ursächlich für den Tod ist. Ohne die Infektion wäre die Patientin nicht gestorben", sagte der Ärztliche Direktor des Klinikums, Prof. Gerald Holtmann.


Das H1N1-Virus habe anderen Keimen "Tür und Tor" geöffnet. Durch die Infektion mit H1N1 wurde die Immunabwehr lahmgelegt. Letztlich hätten die Komplikationen der Viruserkrankung zum Tod geführt.

Die zuckerkranke Frau war mit 180 Kilo stark übergewichtig und starke Raucherin. Damit galt sie als Risikopatientin. Nach einer verschleppten Grippe war sie in eine Klinik gekommen und musste dort wegen ihres schlechten Zustandes künstlich beatmet werden. Wegen der besseren Behandlungsmöglichkeiten mit einer künstlichen Lunge wurde die 36-Jährige ins Essener Uniklinikum gebracht. Erst dort wurde neben den schweren Erregern auch das Schweinegrippe-Virus entdeckt. "Wir haben den Test auch zu unserer eigenen Sicherheit gemacht", sagte Holtmann. Trotz einer Behandlung mit dem Grippemittel Tamiflu starb die Frau zehn Tage nachdem sie in die Uniklinik Essen verlegt worden war. Das Uniklinikum Essen sieht jedoch keine Hinweise auf eine genetische Veränderung des H1N1-Virus bei der Patientin. Derzeit sei noch völlig unklar, wo sich die aus Gelsenkirchen stammende Frau angesteckt habe. Weitere Infektionen in ihrem Umfeld oder beim Klinikpersonal sind nicht bekannt.


Experten sehen trotz des aktuellen Todesfalls allerdings keinen Grund zur Besorgnis. "Die Todesrate liegt derzeit bei 0,1 Promille", sagte Prof. Dr. Christian Meyer, Internist am Bernhard-Nocht-Institut. Und auch das Robert-Koch-Institut in Berlin verwies gestern noch einmal auf eine andere Gefahr: Jeden Winter sterben in Deutschland zwischen 8000 und 11 000 Menschen an der "normalen" Grippe.