Bundeswehr-Soldaten sollen einen Impfstoff ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe erhalten. Ministerin Schmidt nennt alle Mittel sicher.

Hamburg. Kurz vor Beginn der geplanten Massenimpfung gegen die Schweinegrippe ist eine heftige Debatte um die umstrittenen Zusatzstoffe und eine mögliche Bevorzugung der Bundeswehr entbrannt. Wie jetzt bekannt wurde, erhalten die Soldaten einen Impfstoff, der weder Zusatz- noch quecksilberhaltige Konservierungsmittel enthält. Den übrigen Bundesbürgern sollen Impfstoffe gespritzt werden, denen bisher kaum erprobte Verstärkerstoffe zugemischt werden. Die Impfaktion soll Ende Oktober beginnen.



Der deutsche Virologe Alexander Kekulé warf der Bundesregierung gestern vor, bei der Wahl des Schweinegrippe-Impfstoffs eine "grobe Fehlentscheidung" getroffen zu haben. Der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Uniklinikums Halle sagte, der Verstärkerstoff habe erhebliche Nebenwirkungen. "Ungefähr die Hälfte der Geimpften bekommt einen dicken Arm oder Rötungen und Schmerzen. Etwa ein Drittel hat leichtes Fieber, weniger als drei Prozent bekommen Schüttelfrost und ein deutliches Krankheitsgefühl." Viel geeigneter, so Kekulé, sei das Mittel Celvapan, für das sich die Bundeswehr entschieden habe. Es werde auch in den USA eingesetzt, habe keinen Verstärker und funktioniere wie der normale saisonale Grippe-Impfstoff. Das Serum habe sich milliardenfach bewährt. Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst, sagte dem "Westfalenblatt", bei der geplanten Impfaktion handele es sich um einen "Feldversuch an der Bevölkerung" mit zu vielen Unwägbarkeiten.


Neben Celvapan vom US-Pharma-Hersteller Baxter sind in der EU auch die Mittel Focetria (Novartis) und Pandemrix (GlaxoSmithKline) als Impfstoffe gegen die Schweinegrippe zugelassen. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wies die Vorwürfe von einer Bevorzugung der Bundeswehr zurück. "Alle drei verfügbaren Impfstoffe sind sicher, alle drei getestet, und alle drei können eingesetzt werden", sagte sie. "Die Aufregung, die da heute entstanden ist, ist mit überhaupt nichts zu rechtfertigen."


Die Impfstoffe Focetria und Pandemrix enthalten sogenannte Adjuvanzien: Öl-in-Wasser-Emulsionen mit einer Substanz, die aus Haifischleber gewonnen wird. Diese Mittel wurden bislang an vergleichsweise wenigen Patienten erprobt. Deshalb empfiehlt etwa die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, für Kinder und Schwangere Impfstoffe ohne Verstärker zu verwenden.