Interview: Der Initiator Axel Schultz zur Bedeutung der Aktion

In einer bundesweit einmaligen Aktion werden in der heutigen zwölfseitigen Beilage des Hamburger Abendblatts erstmalig Schüler mit bestandenem Hauptschulabschluß an Hamburger Schulen genannt. Das Abendblatt sprach mit dem Initiator dieser Aktion, dem Hamburger Unternehmer Axel Schultz.

ABENDBLATT: Herr Schultz, woher kam die Idee?

SCHULTZ: Die Idee entstand aus zwei Komponenten. Eine - es liegt auf der Hand - war die jährliche Sonderausgabe des Abendblattes, in der alle Abiturienten unserer Hansestadt würdigend genannt werden. Immer wieder eine tolle Aktion, wie ich finde! Und welcher Schüler und Schülerin schlägt da nicht schnell die Zeitung auf und schaut nach, wo der eigene Name steht? Was lag also näher, hier den offenen Kreis noch zu ehrender Schüler ein Stück weit zu schließen?

ABENDBLATT: Aber warum genau die Hauptschüler, und worauf achten Sie?

SCHULTZ: Als Handwerksbetrieb bilden wir viele Schüler - so auch mit Hauptschulabschluß - aus. Dabei achten wir bei den jungen Menschen, die sich bei uns bewerben, außer auf die einzelnen Noten im wesentlichen auf zwei Dinge. Erstens: der Abschluß an sich und damit der erbrachte Nachweis der jungen Leute, daß sie in der Lage waren, etwas fertig abzuschließen, und zweitens die Zahl Fehltage. Wer in der Schule schon viel fehlt, läßt nicht erwarten, in der Lehre häufiger zu erscheinen.

Viel entscheidender für die Wahl der Hauptschüler waren die Erkenntnisse, die sich für mich persönlich aus den zahlreichen Gesprächen mit diesen jungen Menschen ergaben, und die daraus hervorgehende Achtung vor deren Leistung. Wenn Sie sich dazu schildern lassen, mit wie wenig mentaler und moralischer Unterstützung diese Schüler bisweilen auskommen müssen, so hat diese Leistung meine Anerkennung.

ABENDBLATT: Ist der Hauptschulabschluß doch wieder etwas wert, oder dient die Aktion zur Gewissensberuhigung der Wirtschaft?

SCHULTZ: Keineswegs betreiben wir hier Gewissenberuhigung. Wenn man es nicht ernst meint in einem so ernsten Thema, sollte man lieber gar nicht erst antreten!

ABENDBLATT: Sie sagen also, ein Schüler mit Hauptschulabschluß hat Zukunft?

SCHULTZ: Ja! Wir sehen es in unseren Betrieben, und Sie entnehmen es den Anzeigen zu dieser Sonderausgabe, in der wir sagen: Hauptschule + Qualifikation sichert das Weiterkommen. Der Hauptschulabschluß ist eine frühe Form der Erfolgsbestätigung! Nicht mehr, aber auch nicht weniger! Es ist in der Regel der erste eigene, selbst erbrachte Abschluß eines jungen Menschen in unserem Lande - und darauf darf jeder Schüler und jede Schülerin sehr stolz sein.

ABENDBLATT: Aber nun werden die Schüler mit mittlerer Reife nicht bedacht!

SCHULTZ: . . . welch herrlicher Anstoß, die Idee dieser Aktion weiterzutreiben! Ihr Einwand ist natürlich vollkommen richtig! Aber wir mußten uns für den Erfolg dieser Aktion auf eine Gruppe konzentrieren, und als Ausbildungsbetrieb im Handwerk fiel die Wahl naturgemäß auf die Hauptschüler.

ABENDBLATT: Es stehen ja namhafte Sponsoren aus der Hamburger Wirtschaft neben Ihnen. War es einfach, diese zu finden? Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt?

SCHULTZ: Ja, und dafür sind wir sehr dankbar. Denn nach der allseits geäußerten Euphorie über eine solch tolle Idee trennte sich bei der Frage nach der Finanzierung schnell die Spreu vom Weizen. Ohne diese Bereitwilligkeit, sich hier auch finanziell zu engagieren, wäre die Aktion nicht möglich.

ABENDBLATT: Wie haben die Schüler und Schulen auf diese Idee reagiert?

SCHULTZ: Zwiegespalten, Sie werden es nicht glauben! Während die Mehrzahl der Schulen die Idee mit großer Begeisterung betrieben und verfolgt hat, gab es einzelne Schulen, die gar nicht zur Teilnahme zu bewegen waren. Das war schade, denn es ist eine Aktion für die Schüler und Schülerinnen - für niemanden sonst! Persönlich betroffen hat alle Akteure, daß eine bemerkenswerte Zahl der Schüler, Schülerinnen oder Eltern die öffentliche Erwähnung nicht wünschte. Es war ihnen peinlich, mit einem Hauptschulabschluß genannt zu werden! Für uns ein klares Signal, wie wichtig diese Aktion ist!

ABENDBLATT: Und dabei wurden Sie von der Schulbehörde unterstützt?

SCHULTZ: Ja, dankenswerterweise und ganz maßgeblich hat sich die Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig für dieses Vorhaben eingesetzt. Ohne deren Unterstützung und die maßgebliche Begleitung durch ihr Team unter Leitung von Jens Andresen, wären wir wohl nicht soweit gekommen.

ABENDBLATT: Wir wünschen Ihnen und den Sponsoren viel Erfolg für die Aktion und danken für dieses Gespräch, Herr Schultz.