Die Pädagogin: Angelika Maijer liebt die Herausforderung in der Schule. Gerade haben alle 22 Jugendlichen in ihrer Klasse den Abschluß geschafft. Die Prüfungen - “eine harte Zeit“.

Sie liebt Herausforderungen. Als Hauptschullehrerin begegnet Angelika Maijer ihnen täglich. "Wir müssen Erzieher, Motivator, Pädagoge, Bindeglied zu den Eltern und Ansprechpartner in einem sein", sagt sie. "Und natürlich Lehrer."

Eine Herausforderung hat Maijer gerade bestanden - zusammen mit ihrer Klasse. Alle der 22 Schüler haben in diesem Jahr ihren Abschluß geschafft. "Die Prüfungen waren eine harte Zeit, ich habe mit ihnen gezittert", sagt die 50jährige. "Aber sie haben gezeigt: wenn es ernst wird, können sie arbeiten."

Angelika Maijer mag "ihre Hauptschüler". Das sieht man in ihren leuchtenden Augen und hört es an ihrer Stimme. "Man muß schon ein großes Herz für Kinder haben", sagt sie. Einen "Schmusekurs" gebe es allerdings nicht. Das Wichtigste, das sei gegenseitiger Respekt.

Daß Maijer Lehrerin werden wollte, hat sie schon als Kind gewußt. Doch der Weg dorthin führte über Umwege. Als sie mit ihrem Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch und Sport fertig war, herrschte in Hamburg gerade Einstellungsstopp. Spontan sattelte sie um, hängte ein Aufbaustudium in Kriminologie dran. Danach entwickelte sie Fortbildungskonzepte im Umweltbereich in der Handwerkskammer, leitete anschließend den gewerblich technischen Fachbereich bei dem Bildungsträger Zebra. Doch ihr Traumberuf war ein anderer. Parallel liefen die Bewerbungen bei der Bildungsbehörde.

Nach acht Jahren klappte es. 1990 wurde ihr eine Stelle angeboten - unter einer Bedingung. Es war eine erste Klasse auf der Veddel mit 15 Migrantenkindern, die kein Wort Deutsch konnten. Maijer nahm an, führte sie zum Hauptschulabschluß und übernahm im Anschluß eine so genannte Auffangklasse mit Flüchtlingskindern aus Bosnien. "Eine nicht leichte, aber bereichernde Erfahrung", sagt sie.

Ein Jahr nachdem die Schüler sogar ihren Realschulabschluß gemacht hatten, wechselte Maijer an die Schule Richard-Linde-Weg nach Bergedorf, näher an ihren Wohnort. Dort unterrichtete sie neun Fächer in fünf Klassen und wurde Klassenlehrerin. Eine schöne Herausforderung.

"Ich bin eben eine absolute Hauptschullehrerin", sagt sie. Und das gilt auch nach Schulschluß. Schließlich nehme man nicht nur die zu korrigierenden Klassenarbeiten, sondern auch Probleme und Sorgen mit nach Hause. Dort darf sich ihr Mann Claus die Schulgeschichten anhören - und seinen Senf dazugeben. Schließlich kennt sich der Leiter der Jugendgerichtshilfe im Bezirksamt Mitte mit Jugendlichen aus. "Es ist aber auch wichtig, nicht alles an sich heranzulassen", sagt Maijer. Und fügt hinzu: "Man darf von den Schülern nicht von vornherein ein angemessenes Sozialverhalten erwarten, das muß man ihnen beibringen - und vor allem vorleben."

Im kommenden Schuljahr wird Maijer erst einmal keine eigene Klasse übernehmen. Als stellvertretende Schulleiterin, die sie seit eineinhalb Jahren ist, kommen zu viele andere Aufgaben auf sie zu. Ein Jahr ohne "eigene Kinder" - auch das wird eine Herausforderung.