Mittwochs geht es nicht ins Klassenzimmer. An diesem Tag tauscht die achte Klasse der Schule Slomanstieg die Pulte mit Werkbänken und die Schulatmosphäre mit der realen Arbeitswelt. Genauer: den Werkhallen der Norddeutschen Affinerie.

Der Mittwoch ist PraxisLerntag, ein Projekt der Bildungsbehörde, an dem hamburgweit 30 Schulen und mehr als 1000 Betriebe teilnehmen. Das Besondere am Slomanstieg: Hier geht die gesamte Klasse gemeinsam in einen Betrieb.

18 Arbeitsplätze und ein Ausbilder stehen den Hauptschülern zur Verfügung. Behandelt werden sie wie richtige Lehrlinge: "Die Schüler erhalten eine Maschineneinweisung, lernen schweißen, bohren und feilen", sagt Berufsausbilder Frank Höppner. Auch ganz oben auf dem Stundenplan: Disziplin. "Die Schüler müssen pünktlich sein, sich anpassen können und vor allem auf ihre Vorgesetzten hören", sagt Personalbereichsleiter Wolfgang Wietbrok. "In so einem großen Laden kann schließlich keiner kommen, wann es ihm paßt." Auch die Sicherheitsvorkehrungen, wie das Tragen der Schutzbrille, seien Pflicht. Da gebe es keine Diskussionen. Anders als in der Schule.

Seit zwei Jahren kommen die achten Klassen der Schule Slomanstieg in den Betrieb, jeweils ein Jahr lang. Drei der Schüler wurden von der "Affi" bereits für eine Ausbildung übernommen. Insgesamt erhalten pro Jahr rund 15 Hauptschulabgänger eine Lehrstelle bei der "Affi", das ist ein Anteil von rund 30 Prozent. "Industrielle Betriebe bieten viele Möglichkeiten für Hauptschüler", sagt Wietbrok. Dazu gehören vor allem die Ausbildungsberufe des Verfahrens-, Anlagen- und Industriemechanikers.

Den Schülern gefällt der wöchentliche Ausflug in die Arbeitswelt gut. Auch, wenn der Bereich beruflich nicht für alle in Frage kommt. "Sie werden in der Zeit reifer, ihr Selbstwertgefühl steigt, und sie erhalten soziale Kompetenzen", sagt die Schulleiterin Hiltrud Kneuer.