Absolventin: Für Jasmin beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Die 16jährige hat eine Lehrstelle als Friseurin. Beim Vorstellungsgespräch konnte sie mit Erfahrung punkten.

Sie wird die Schule vermissen. Ihre Mitschüler, die Lehrer, das Pausenklingeln und ein bißchen sogar den Matheunterricht. "Es war eine schöne Zeit", sagt Jasmin Castens über die Jahre an der Schule Bramfelder Dorfplatz. "Ich wäre gern noch ein paar Jahre länger geblieben."

Worte, die man nicht so oft von einem Schüler hört. Um so mehr ist es eine Ironie, daß gerade Jasmin nicht weiter zur Schule gehen kann. Dafür reichen ihre Noten nicht aus. Um auf eine Realschule überzugehen, dürfen höchstens drei Fächer mit einer Drei benotet sein, wobei nur eines davon Deutsch, Mathematik oder die erste Fremdsprache sein darf. Das hat die hübsche 16jährige nicht geschafft. Doch den Abschiedsschmerz hat sie schon überwunden und freut sich jetzt auf einen neuen Abschnitt in ihrem Leben - wortwörtlich genommen. Jasmin wird Friseurin.

"Ich habe mich bei zehn Friseursalons beworben und mich bei sechs persönlich vorgestellt", sagt Jasmin, deren Vater aus Pakistan kommt. "Beim letzten hat's geklappt." Dabei war Jasmin eigentlich schon ziemlich spät dran mit Bewerbungen. Das sieht sie heute selbst schuldbewußt ein - und freut sich umso mehr über ihr Glück. Obwohl, ein bißchen Können war natürlich auch dabei.

Haare schneiden und frisieren, schminken, beraten und stylen - das hat Jasmin schon immer Spaß gebracht. Oft genug mußten ihre Freundinnen als Models herhalten und haben sich beim Schminkekauf von ihr beraten lassen. Klar also, daß das Schulpraktikum in einem Friseursalon ihr besser gefiel als die beiden anderen in einem Kindergarten und in einer Arztpraxis. "Ich durfte bei den Kunden Dauerwellen machen, ihnen die Haare waschen, fönen und Strähnchen färben", sagt die zierliche junge Frau, die zu den neun Schülern ihrer Klasse gehört, die eine Lehrstelle haben. Das Färben probierte sie zuerst an einer Kollegin aus. Der hatte es gefallen - und der Chefin ebenfalls.

Einen Ausbildungsplatz konnte die Jasmin allerdings nicht anbieten: Der Betrieb ist zu klein, um auszubilden. Doch ihre Erfahrungen hat Jasmin mitgenommen und ihrem zukünftigen Chef im Vorstellungsgespräch davon erzählt. Und gezeigt, daß sie gern auf Menschen zugeht, mit ihnen redet. Das hat direkt Eindruck hinterlassen. "Es gibt immer Pluspunkte, wenn ein Bewerber schon in dem Bereich gearbeitet hat", sagt Knut Böhrnsen von der Agentur für Arbeit Hamburg.

In Jasmins Fall fing das Erfahrungensammeln sogar schon zu Kindeszeiten an. Ihre Tante ist ebenfalls Friseurin und hat oft aus dem Nähkästchen geplaudert. Neben der Ausbildung zur Friseurin wird Jasmin, die in ihrer Freizeit gern tanzt und Volleyball spielt, parallel auch noch zur Kosmetikerin ausgebildet. Auch in dem Bereich hat sie schon früh angefangen. Seit der fünften Klasse geht sie nicht mehr ungeschminkt aus dem Haus.