Papst Benedict V.: Archäologen hoffen bei Grabungen Neues über sein Leben zu erfahren.

Anderthalb Jahre lang können die Hamburger den Archäologen des Helms-Museums bei der täglichen Arbeit über die Schulter sehen. Am Speersort, wo die Gelehrtenschule des Johanneums und der zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgerissene Mariendom gestanden haben, vermuten die Wissenschaftler auch die Hammaburg, die Keimzelle Hamburgs. Unter den Funden früherer Domplatz-Grabungen aus den Jahren 1947-1957 und 1980-1987 befindet sich ein Kuriosum. Fünfzehn Fragmente farbig bemalter Fayence-Fliesen, die von dem Kenotaph, dem leeren Grabmal, des Papstes Benedict V. stammen. Dieser frühere Fund läßt die Archäologen hoffen, bei den derzeitigen Grabungen weitere Kenntnisse über Leben und Grabanlage Benedict V. zu erlangen. Dieser Vorgänger des heutigen Namensvetters wurde nach nur vier Wochen Pontifikat durch Kaiser Otto I. abgesetzt und nach Hamburg in die Verbannung geschickt. Hier starb er ein Jahr später am 4. Juli 965 und wurde im Dom, im hölzernen Vorgängerbau aus der Zeit des Erzbischofs Ansgar, beigesetzt. 999 wurden die päpstlichen Gebeine nach Rom übergeführt. Die Hamburger behielten Benedict V. offenbar in guter Erinnerung. Im späten 13. Jahrhundert ließen sie vor dem Altar im Chor einen Gedenkstein errichten. An dieser Stelle soll sich auch das einstige Grab befunden haben. Das Denkmal und das Schicksal dieses Papstes erregten jahrhundertelang die Gemüter. Im Jahr 1665 ist sogar eine Doktorarbeit über das Kenotaph verfaßt worden.

Die Erinnerungsstätte bestand aus einem Grabstein mit Fayence-Kacheln, die Papst Benedict V. im Ornat zeigen. Die rechte Hand ist zum Segensgestus erhoben, in der linken hält er den Bischofsstab. Um ihn herum sind Darstellungen von Aposteln und Heiligen, kämpfenden Rittern zu Pferde und eine lateinische Inschrift, die auf den Verstorbenen verweist, zu sehen. Das Kenotaph wurde 1782 bei Umbauarbeiten zerstört. Beim Abriß des Doms in den Jahren 1805 bis 1807 sind 140 Schuten Domtrümmergut zur Ausbesserung der Deiche nach Ochsenwerder und Spadenland abtransportiert worden. Die Fliesenfragmente sind also nur durch Zufall erhalten geblieben. Mit sepiafarbenen Konturen umrissen, sind auf ihnen Figuren und Ornamente zu erkennen. Unter anderem eine männliche Heiligenfigur mit Bibel und ein kämpfender Ritter. Vielleicht bringen die Grabungen auch über dieses Kapitel mittelalterlicher Stadt- und Kirchengeschichte neue Erkenntnisse.

Zwischen Speersort und Altem Fischmarkt. Termine für Führungen demnächst unter www.helmsmuseum.de.