400 Jahre wird die Kleine Michaeliskirche alt, die 200 Meter östlich vom Michel entfernt liegt und seit knapp 200 Jahren die katholische Gemeinde St. Ansgar beheimatet. Das Museum für Hamburgische Geschichte nimmt das Jubiläum zum Anlaß, die Geschichte der Neustadt als Sammelbecken der Konfessionen zu beleuchten. "Neustadt - religiöse Vielfalt und Toleranz" lautet der Titel der Ausstellung. Bild- und Texttafeln erläutern Konflikte und Kompromisse zwischen Zuwanderern und den Anhängern des damals offiziellen lutherischen Glaubens. Der Hamburger Rat war per Gesetz von 1603 verpflichtet, die Lehre des orthodoxen Luthertums zu bewahren. Vor den Augen der Untertanen sollten sich keine Riten anderer Religionen abspielen. Vor allem die Geistlichkeit der Stadt hetzte die Bevölkerung gegen das vermeintlich Fremde auf. Das Resultat waren tätliche Übergriffe, die ihre Höhepunkte im 17. und 18. Jahrhundert hatten.

Die große Gruppe calvinistischer Niederländer sowie Anglikaner und Katholiken durften sich ausschließlich vor den Toren der Altstadt ansiedeln. Meist handelte es sich um Glaubensflüchtlinge, die Krieg und Inquisition aus ihren Ländern vertrieben hatten. "Ihre Duldung liegt zum Teil auch im merkantilen Denken des Rates begründet", erklärt Museumsdirektorin Prof. Gisela Jaacks, die die Ausstellung kuratiert. Eine Haltung, die die damalige Bürgerschaft als zu diesseitig kritisierte.

Bis ins 19. Jahrhundert war die Neustadt ebenfalls Wohnort des jüdischen Kleinbürgertums, das das Viertel neben Hafenarbeitern und Handwerkern stark prägte. Die Historie von Hamburgs Juden macht einen Schwerpunkt der Schau aus. Ergänzend finden sich Verweise auf den Umgang mit ausländischen Gastarbeitern in den 60er und 70er Jahren. "Wir möchten die Intoleranz durch die Ausgrenzung am Stadtrand thematisieren", sagt Jaacks, "und zugleich zu einem friedlichen Miteinander anregen."

28. 10.-4. 12.