Indonesien: Das Museum für Völkerkunde zeigt Schnitzkunst, Musikkultur und Theatertradition aus Bali und Java.

Weit aufgerissene Augen blicken auf den Gast. Das golden und bunt bemalte Monster bleckt seine Zähne und streckt dem Betrachter seine rot leuchtende Zunge entgegen. Das Wesen Karang Sae, umringt von Blumen- und Vogelmotiven, soll mit Hörnern und Händen böse Geister fernhalten. Die kunstvollen Holzschnitzereien gehören zum Türsturz des Prinzenhauses, das der Freundeskreis des Museums für Völkerkunde 1994 erwarb. Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert gehörte - widersprüchlichen Quellen zufolge - entweder zu dem Fürstenpalast von Karangasem in Ostbali oder stammt vom Süden der Insel. Fest steht, daß ein Vulkanausbruch 1963 das architektonische Leichtgewicht zerstörte. Lediglich die verzierten Tragbalken konnten gerettet und restauriert werden.

Das Haus ist Kernstück der Ausstellung "Ein Traum von Bali" im Museum für Völkerkunde. Ein balinesischer Baumeister schuf nun eigens einen Dachstuhl für das Relikt und wird auch dessen Rekonstruktion im Museum begleiten. Ein aufwendiges Unterfangen: Die Elemente müssen, nachdem sie von Bali nach Hamburg verschifft worden sind, zunächst gereinigt werden, damit sich keine Larven einnisten.

In der Schau soll das Prinzenhaus mit einem gegenüber plazierten Gamelan korrespondieren. Typisch für dieses Orchester, das seine Ursprünge auf den Inseln Java und Bali hat, sind seine Bronzeinstrumente: Xylophonartige Klangkörper, Gongs sowie die rundlichen Bonang, die mit zwei schmalen Schlegeln gespielt werden.

Die Gamelanmusik bedient sich zwei verschiedener Tonsysteme: der Fünftonleiter und der Siebentonleiter. Sie werden nicht gemischt. Im Museum übt sich regelmäßig eine Gruppe in den exotischen Rhythmen, die auf Bali religiöse oder unterhaltsame Tänze begleiten.

Prinzenhaus und Gamelan-Orchester klammern das Hauptthema der Schau: die höfischen Künste auf Bali. Zu sehen sind die Exponate auf 150 Quadratmetern in der Rotunde im ersten Stock - nach seinem Sponsor C. P.-Andersen-Saal benannt. Der einstige Maskensaal wurde kürzlich mit Parkett und neuen Fenstern versehen. Somit ist der Raum der erste renovierte, der innerhalb der Neugestaltung des Bereichs Südsee und Indonesien als Ausstellungsfläche genutzt wird.

Die umstehenden Vitrinen möchte Dr. Jeanette Kokott, Leiterin der Ozeanien-Abteilung, flexibel gestalten, um künftig der Öffentlichkeit verstärkt Objekte aus den Archiven präsentieren zu können - zum Beispiel alte javanische Masken, Batikstempel, mit Elfenbeinknäufen verzierte Kurzschwerter (Kris) oder einen Wadah. Der Verbrennungsturm, der das dreigeteilte Universum symbolisiert, wird bei Totenfeiern auf Bali verwandt.

Besucher treffen auch auf alte Bekannte aus der bisherigen Indonesien-Schau des Museums. So verweisen die Kostüme von Barong und Rangda auf rituelle Tänze, die den Kampf zwischen Gut und Böse thematisieren. In der hinduistischen Religion Balis gilt es, positive und negative Kräfte im Gleichgewicht zu halten. Eine Kultur, in der der Glaube in jedem Detail, in Tanz, Theater und Architektur steckt. Barong, ein Fabelwesen in Löwengestalt, gehört zum Ensemble des traditionellen Maskentanzes. Auf Südbali dient die Figur als Schutzgeist der Dorfbevölkerung. Zwei Tänzer bewegen den langgestreckten, zotteligen Körper. Dem Mythos nach befreit das Tier die Männer vom Fluch der Hexe Rangda, da diese in Trance ihre Dolche gegen sich selbst richteten.

Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64, ab 23. 10.