Freilichtmuseum am Kiekeberg: Ein Haus für das Handwerk

Seit Juli ist es den Besuchern zugänglich: das Haus des Handwerks im Freilichtmuseum am Kiekeberg. In einer ehemaligen Speicherscheune erhält das Publikum Einblicke in die Welt des Handwerks, in den Berufsalltag von Tischler oder Maurer, mit Werkzeug, Produkten und vielen Zeugnissen aus der Geschichte des Handwerks und seines Ausbildungswesens.

Schon der Bau bietet einen würdigen Rahmen für die neuen Schauräume. Die älteste Scheune aus dem nördlichen Niedersachsen, ein Fachwerkbau aus Tespe (in der Winsener Marsch) von 1578, erwarb das Museum bereits in den 1980er Jahren. Mit Hilfe zahlreicher Unterstützer entstand daraus das Haus des Handwerks. Mit Schauräumen im Parterre und Obergeschoß, Werkraum und Magazinen im Untergeschoß auf rund 300 Quadratmetern.

Mit dem neuen Haus erhält das Museum einen weiteren Themenschwerpunkt. Handwerk wird aber nicht, wie Mitarbeiter Dr. Nils Kagel hervorhebt, als "bloße Aneinanderreihung verstaubter Werkstätten" präsentiert. Statt dessen konzentriert sich die Präsentation "auf die wichtigsten Werkzeuge und die wesentlichen technischen Schritte in der handwerklichen Produktion". Vorrang hat der Blick auf den Wandel der Gewerke im Zuge gesellschaftlicher Veränderungen. Die Schau behandelt historische oder seltene Handwerke. Oder sie geht, etwa am Beispiel des Bauwesens, ihrer Entwicklung während der vergangenen 150 Jahre nach. Wie sich die Tätigkeiten von Maurer, Zimmermann und Dachdecker gewandelt haben, zeigt eine kleine Baustelle mit Abbundplatz, Dachlandschaft, Terrazzoboden und Lehmfachwerk im Obergeschoß. Im Erdgeschoß liegt der Schwerpunkt auf den Handwerken für den alltäglichen Bedarf. Schneider, Schuh- und Hutmacher werden vorgestellt. Moderne Werkzeuge, zum Beispiel eine Schuhmacher-Klebepresse, heben den Wandel in Fertigungstechniken hervor. Weitere Handwerke schließen den für die Winsener Marsch ehemals typischen Beruf des Korbmachers, Drechslers oder Böttchers mit ein. Im Haus des Handwerks erwarten den Besucher überdies regelmäßig museumspdägogische Veranstaltungen und Handwerksvorführungen. Neu ist im Angebot des Frühjahrs 2006 ein Kursus zur Intarsientischlerei.

Freilichtmuseum am Kiekeberg, 21224 Rosengarten-Ehestorf, Telefon 79 01 76-0, www.kiekeberg-museum.de, di-fr 9-17, sbd/so u. feiertags 10-18 Uhr, Eintritt (bis 16 Jahre frei) 6 Euro.