Jenischpark: Eine Ausstellung zeigt Ernst Barlachs Illustrationen zu Schillers Hymne.

"Im wesentlichen fühle ich mich jünger als je", schrieb der Künstler Ernst Barlach am 27. September 1924 an seinen Vetter Karl Barlach. In jenem Jahr waren im Verlag Paul Cassirer Berlin Illustrationen zu Gedichten Goethes erschienen, und der Kunsthändler und Verleger hatte Ernst Barlach (1870-1938) finanziell abgesichert. Es ging Barlach gut, und in diesem Gefühl begann er mit den Illustrationen zu Friedrich Schillers Gedicht "An die Freude" von 1785. Über zwei Jahre erstreckte sich Barlachs Arbeit an diesem Projekt.

Die damals entstandenen Werke und zahlreiche Vorzeichnungen zeigt das Ernst Barlach Haus jetzt in seiner Ausstellung "An die Freude" zum 200. Todestag von Friedrich Schiller. Zu sehen sind neben den Holzschnitten Original-Holzstöcke, gemeinsam mit entsprechenden Abzügen.

Im Jahr 1927 erschien das Buch "Schiller. An die Freude. Mit neun Holzschnitten von Ernst Barlach" im Verlag Paul Cassirer Berlin. Aus der Verlagsanzeige geht hervor, daß sich Barlachs Illustrationen nicht nur auf Schillers Gedicht, sondern auch auf das Werk in Beethovens Vertonung beziehen. Zudem nimmt Barlach mit der Anzahl der neun Holzschnitte Bezug auf Beethovens Sinfonien. In dem Buch steht jede der acht Strophen in Verbindung mit einem Holzschnitt; zusätzlich stellt Barlach das Blatt "Freude, schöner Götterfunken" dem Zyklus voran. Mit ausgestreckten Armen hält darauf ein Mann der Welt einen Pokal entgegen. Besonders kraftvoll wirkt hier der gespannte Körper der Gestalt. Die Kabinettausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Ernst Barlach Stiftung Güstrow entstand, präsentiert außerdem fertige Mappen, die bei Paul Cassirer in Berlin aufgelegt worden sind. In der in Pergament eingebundenen Prachtausgabe - nur 40 numerierte Exemplare - erschienen die vom Künstler signierten expressionistischen Holzschnitte auf Büttenpapier, die einfache Ausgabe hatte lediglich einen Pappeinband und für den Druck ihrer Illustrationen waren statt der Original-Druckstöcke Metallklischees, sogenannte Galvanos, verwendet worden. Parallel zur Ausstellung läuft die neue Saison "Klang & Form" an: Den Auftakt macht ein Konzert des Julius-Stern-Trios (25. 9.). "Was bedeutet ,schöpferisches Zuhören'?" fragt Prof. Elmar Lampson am 23. 10., und eine Annäherung an Schiller mit Schauspielstudierenden der Hochschule für Musik und Theater steht am 20. 11. auf dem Programm (jew. 18 Uhr).

Ernst Barlach Haus, Baron-Voght-Straße 50a, bis 27. 11. di-so 11-18 Uhr, Karten Tel. 82 60 85, Führungen nach Anmeldung