Benedikt XVI. hat mit seiner ersten Ansprache Hoffnungen geweckt. Aber es gibt auch weiter Zweifel, ob er der Richtige ist.

Vatikanstadt. Papst Benedikt XVI. hat in seiner ersten offiziellen Ansprache die Einheit der Christen über alle Konfessionsgrenzen hinweg zu seinem wichtigsten Ziel erklärt. Auch auf diese Worte gestützt, hat die Wahl des ersten deutschen Papstes seit einem halben Jahrtausend vor allem in Deutschland für große Erwartungen und Aufbruchstimmung unter den Christen gesorgt. Führende Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche äußerten die Hoffnung auf neue Impulse für die Ökumene, das Zusammenwirken der christlichen Kirchen. Es wurden allerdings auch Zweifel laut.

Im Anschluß an seine erste Messe als Papst hielt Benedikt XVI. auf lateinisch eine Ansprache an das Kardinalskollegium. Darin nannte er die Wiederherstellung der Einheit aller Christen als Hauptaufgabe. Ökumene allein als Wunsch reiche nicht aus. "Es werden konkrete Handlungen benötigt, die die Seelen erreichen und das Bewußtsein bewegen", sagte der frühere Kardinal Joseph Ratzinger. Auch mit den Vertretern der nichtchristlichen Religionen wolle er "einen offenen und ernsthaften Dialog" führen. Persönlich richtete sich Benedikt XVI. an die junge Generation: "Mit euch, liebe Jugend, Zukunft und Hoffnung der Kirche und der Menschheit, will ich weiter den Dialog führen und eure Erwartungen hören." Der Papst kündigte erneut an, im August den Weltjugendtag in Köln zu besuchen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, erwartet, daß der Papst sehr bald seine eigene Handschrift entwickeln wird: "Die wird sicher auf die radikale Mitte des Glaubens gehen, und die ist auch explosiv und schöpferisch für alle anderen Gebiete." Die Wahl Ratzingers sei auch "ein wichtiges Zeichen der endgültigen Rückkehr Deutschlands in die weltweite Völkergemeinschaft".

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, rief den Papst auf, "Pluralität anzuerkennen und Verschiedenheit zu leben". Huber nannte Ratzinger einen großartigen Theologen. Doch müsse Papst Benedikt auch zeigen, daß er nicht nur ein Glaubensbewahrer, sondern ein Förderer sei, der den Herausforderungen der Zeit gerecht werde.

Zur Amtseinführung am Sonntag werden Bundespräsident Horst Köhler, Kanzler Gerhard Schröder und Oppositionsführerin Angela Merkel nach Rom reisen.

  • Aus der ersten Papst-Predigt

"In der Nachfolge seiner Vorgänger ist er (der Papst) völlig entschlossen, jede Initiative zu pflegen, die angemessen erscheint, um Kontakte mit Vertretern anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften sowie das Verständnis zu fördern."

"Ich wende mich an jeden, auch an die, die anderen Religionen folgen oder die einfach nach einer Antwort auf grundlegende Fragen des Lebens suchen und sie noch nicht gefunden haben. Allen wende ich mich in Einfachheit und Zuneigung zu, um sicherzustellen, daß die Kirche weiter einen offenen und ernsthaften Dialog mit ihnen führen will, im Streben nach dem wahrhaft Guten für Menschheit und Gesellschaft."

"Ich werde keine Mühe und keinen Einsatz scheuen, um den verheißungsvollen Dialog mit verschiedenen Zivilisationen fortzusetzen."