Vatikanstadt. Benedikt XVI. muß umziehen. Am Tag nach seiner Wahl zum Papst legte er nach der Messe mit den Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle auf dem Weg zur Glaubenskongregation einen Zwischenstopp ein. Mit Hilfe des Camerlengo, Kardinal Eduardo Martinez Somalo, brach er an seiner künftigen Wohnung die Siegel auf, die nach dem Tod seines Vorgängers angebracht worden waren. Er machte einen Rundgang in den päpstlichen Gemächern und überließ diese anschließend den Malern, die sie in den nächsten Tagen renovieren.

Einen ersten Besuch stattete Benedikt XVI. danach seinen ehemaligen Mitarbeitern im Palazzo del Sant'Ufficio ab, dem ehemaligen Sitz der Inquisition, wo jetzt die Glaubenskongregation untergebracht ist. Zu den spannendsten Fragen gehört, welchen neuen Chef der ehemalige Präfekt der Vatikanbehörde für seine Ex-Mitarbeiter aussucht.

Nach Ratzingers erstem Papsttag stand für ihn eine äußert komfortabel eingerichtete Wohnung im Johannesturm mitten in den vatikanischen Gärten zur Verfügung. In dem mittelalterlichen Gebäude brachte der Vatikan bislang die Führer anderer Kirchen wie den orthodoxen Patriarchen Bartholomäus I. unter.

Den Gang zum päpstlichen Hofschneider Gammarelli hinter dem Pantheon kann Benedikt XVI. sich sparen. Der exklusive Ausstatter für Priestermoden belieferte ihn schon, als er Kardinal war. Die Maße für Sommer- und Wintertalare sowie die päpstlichen Schuhe liegen also schon vor. "Wir wollen bis Freitag fertig werden und in den Vatikan liefern", sagt Lorenzo Gammarelli, damit die neue Garderobe für die Amtseinführung am Sonntag komplett ist. Während in Gammarellis Werkstatt an den liturgischen Gewändern geschneidert wird, fertigt ein Goldschmied den neuen Fischerring an. Er gehört mit dem Siegel zu den Insignien, die beim Tod eines jeden Papstes zerbrochen werden.

Für morgen steht auf dem Terminkalender des neuen Papstes eine Audienz mit dem gesamten Kardinalskollegium - bei der Messe in der Sixtina am Morgen nach dem Konklave waren nur die 115 wahlberechtigten Amtsbrüder dabei. Ob er morgen das diplomatische Corps empfängt, ist noch unklar. Am Sonnabend trifft er die beim Vatikan akkreditierten Journalisten. Am Sonntag wird er mit einer Messe auf dem Petersplatz offiziell in sein Amt eingeführt. Auf Papstthron und Krone muß er verzichten - sie sind inzwischen abgeschafft.