Vatikanstadt. "Also, das war wirklich eine Bombenstimmung", sagt der Kölner Kardinal Joachim Meisner nach dem Abendessen, zu dem der neugewählte Papst Benedikt XVI. alle Kardinäle nach dem Konklave eingeladen hatte.

Bei Bohnensuppe, Salat und Schnitzel feierten die 114 Würdenträger am Dienstag in ihrem Gästehaus Santa Marta die Wahl des neuen Papstes. Und am Ende des Diners zauberten die Nonnen sogar noch einige Flaschen Sekt hervor, um auf die Wahl anzustoßen. "Wir waren wie fröhliche Kinder, die mit ihrem Vater zusammensaßen", berichten die deutschen Kardinäle Meisner, Karl Lehmann, Friedrich Wetter und Georg Sterzhinsky.

Wenige Stunden vorher in der Sixtinischen Kapelle hatten die Kardinäle ihr neues Oberhaupt noch etwas verhaltener gefeiert. Dennoch gab es spontanen Applaus für Ratzinger am heiligen Wahlort - auch wenn Benedikt XVI. das Papst-Gewand nicht auf Anhieb paßte. "Er sah ein bißchen zusammengeflickt aus", erinnert sich Kardinal Meisner an den Zeitpunkt, als Ratzinger aus der Sakristei der Sixtinischen Kapelle kam, wo er nach altem Ritus eingekleidet worden war. Obwohl dort Gewänder in drei Größen bereitlagen, paßte offenbar keines so richtig. Die Schuhe seien auch zu groß gewesen. Alle hätten auch gedacht, er habe den Pileolus vergessen - das weiße Papst-Käppchen.

"Aber dann habe ich gesehen, daß das Käppchen ja genauso weiß ist wie sein Haar." Bis zum Abendessen habe dann Papst-Schneider Gamarelli noch ein paar Änderungen vorgenommen: "Als er in den Speisesaal kam, war er perfetto", sagt Meisner. Im Speisesaal sei endgültig "so eine Last von uns abgefallen", sagt Lehmann.

Einzelheiten aus dem Konklave dürfen die Kardinäle zwar nicht verraten, dennoch lassen sich die Geistlichen ein paar Einzelheiten entlocken. Danach war Ratzinger im vierten Wahlgang und mit deutlich mehr Stimmen als der erforderlichen Zweidrittelmehrheit gewählt worden. "Wir haben uns spontan alle erhoben und applaudiert", sagt Meisner.

Währenddessen lüftet der niederländische Kardinal Adrianus Simonis das Geheimnis, warum die Farbe des Rauches bei der Papstwahl so undeutlich zu erkennen war: Als die Stimmzettel verbrannt wurden, "haben sie ziemlich viel Dreck gemacht. Einen Moment lang war die ganze Sixtinische Kapelle voller Rauch".