Washington. Der neue Papst Benedikt XVI. hat in der Vergangenheit nicht davor zurückgescheut, sich in die Politik anderer Staaten einzumischen. So forderte Kardinal Joseph Ratzinger mitten im US-Wahlkampf des vergangenen Jahres die dortigen katholischen Bischöfe auf, dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry die heilige Kommunion zu verweigern. Der Grund war, daß der Katholik Kerry das Recht der Frauen auf eine Abtreibung unterstützt.

In einem vertraulichen Memorandum vom Juni letzten Jahres, das jetzt von dem italienischen Blatt "L'Espresso" veröffentlicht wurde, erwähnte Ratzinger den später gescheiterten Herausforderer von US-Präsident George W. Bush zwar nicht namentlich. Er betonte aber unmißverständlich, daß solchen Politikern die Kommunion zu verweigern sei, die sich kontinuierlich für das Recht auf Abtreibung einsetzten. Denn diese Politiker kooperierten bei der "schweren Sünde" des Schwangerschaftsabbruchs. Die 275 katholischen Bischöfe der USA berieten damals in einer Versammlung über Ratzingers Memorandum, konnten sich aber nicht auf eine gemeinsame Linie einigen.