Politiker, die an ihrer Partei verzweifeln, gehen eigene Wege oder suchen nach einer neuen Heimat. Nur wenige haben aber damit Erfolg

Es ist der Tiefpunkt einer jahrelangen Entfremdung: Am Montagabend verkündete der CDU-Politiker Siegfried Kauder, dass er zur Bundestagswahl als unabhängiger Kandidat antreten und seiner Partei das sicher geglaubte Mandat im baden-württembergischen Schwarzwald-Baar-Kreis abjagen will. Weder sein Bruder, Unions-Fraktionschef Volker Kauder, noch Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) konnten das Störmanöver des langjährigen Fraktionskollegen noch rechtzeitig stoppen. Siegfried fühlte sich gering geschätzt in der Union und lag ohnehin oft quer zur Parteilinie. Wohl deshalb hat die CDU ihn nicht mehr als Kandidaten für den Bundestag aufgestellt. Nun entscheidet am Freitag sein Kreisverband über ein Parteiausschlussverfahren.

Siegfried Kauder hat sich für eine Protestkandidatur entschieden – der Widerstand gegen das, was die eigene Partei vertritt, hat aber noch andere spektakuläre Fälle hervorgebracht: Einige Frustrierte betreiben eine Opposition von innen und machen ihrer Partei damit das Leben schwer. Andere ziehen jahrelang von Partei zu Partei und werden nicht mehr sesshaft im Politikbetrieb.

Wieder anderen gelingt nach langer Suche doch noch eine große Karriere in der neuen politischen Heimat, manche ziehen sich nach einer aufreibenden Wanderschaft durch die verschiedenen Lager ganz zurück. Und weitere sind nach Aufsehen erregender Rebellion in Vergessenheit geraten.