Für Angelika Beer war der Parteiwechsel – von den Grünen zur Piratenpartei – wohl die einzige Möglichkeit, noch in der Politik mitzumischen. Denn die Grünen, die Partei, bei deren Gründung sie dabei gewesen war, setzten die Frau mit dem Zöpfchen 2009 nach fünf Jahren im Europaparlament nicht mehr auf die Kandidatenliste. Nach Parteivorsitz und elf Jahren im Bundestag fand sich Beer auf dem Abstellgleis wieder. Es war viel zusammengekommen in den letzten Jahren: Nach ihrem Ja zum Kosovo-Einsatz der Bundeswehr und dem anschließenden Reden von den Soldaten als „unseren Jungs“ hatte sie vor allem im linken Parteiflügel der Grünen viele Freunde verloren. Tränenreich und öffentlichkeitswirksam erklärte die heute 56-Jährige auf einem Landesparteitag der schleswig-holsteinischen Grünen ihren Austritt. Neun Monate später wurde sie Piratin und schaffte für ihre neue Partei denkbar knapp den Einzug in den Kieler Landtag. Den Grünen hält Angelika Beer immer noch Machtgier vor, in der Piratenpartei lobt sie deren Basisdemokratie und innerparteiliche Transparenz. Vielleicht steckt hinter ihrem Parteiwechsel auch nicht nur Karrierekalkül – Beer machte die Piraten zur Familienangelegenheit: Ihr Ehemann kandidiert jetzt als Direktkandidat für die Partei bei der Bundestagswahl.