Genau 40 Jahre ist es her, dass Thilo Sarrazin Mitglied der SPD wurde. Ginge es nach vielen seiner Parteifreunde, wäre er das Parteibuch längst los. Sarrazin inszenierte sich stets als Provokateur, immer wieder garniert mit einer ordentlichen Portion Populismus. Schon in jungen Jahren, als Staatssekretär in Rheinland-Pfalz, rief er auf einer Versammlung den Förstern des Landes zu: „Der Wald wächst auch ohne Sie!“

In Berlin, wo Klaus Wowereit (SPD) ihn zum Finanzsenator machte, reduzierte er die Ausgaben. Vor allem aber machte er mit markigen Sprüchen auf sich aufmerksam, zur wachsenden Wut seiner Partei. Sarrazin entwickelte einen Menüplan für Hartz-IV-Empfänger, mit dem diese sich für 3,76 Euro am Tag „völlig gesund, wertstoffreich und vollständig ernähren“ könnten. Als die Heizkosten stiegen, riet er Arbeitslosen, daheim „dicke Pullis“ zu tragen. Zu seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ präsentierte Sarrazin, inzwischen Bundesbank-Vorstand, vor drei Jahren krude Thesen zur Vererbung. „Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen“, verkündete er in einem Interview.

Etliche Gliederungen der SPD, darunter die Bundespartei, beantragten einen Parteiausschluss Sarrazins. Der verfasste eine Erklärung („Mir lag es fern, Migranten zu diskriminieren“), worauf die Ausschlussanträge vor der Schiedskommission zurückgenommen wurden. Sarrazin wird innerhalb der SPD toleriert – und verachtet.