Experten fürchten eine Verdopplung der Unwetterschäden

Hamburg. Die wirtschaftlichen Schäden durch Katastrophen, die vom Klimawandel verursacht sind, werden sich in den kommenden Jahrzehnten weltweit verdoppeln, warnen Experten des Versicherungskonzerns Münchner Rück. Zwar seien in Deutschland nicht solche Verwüstungen zu erwarten wie in anderen Teilen der Welt, dennoch würden auch hier die Versicherten die zunehmenden Schäden finanziell zu spüren bekommen, betont Diplomgeograph Thomas Loster, der beim weltgrößten Rückversicherer für den Fachbereich Wetterrisiken zuständig ist. Bei zunehmenden Schäden werden zunächst die Prämien steigen, prognostiziert Loster. Zusätzlich denke die Versicherungswirtschaft über eine Reihe von Maßnahmen nach, vor allem über die Einführung einer Selbstbeteiligung, ähnlich wie bei der Autoversicherung. Das werde die Bürger veranlassen, ihr Eigentum überhaupt, besonders aber bei Unwetterwarnungen besser zu sichern. Loster: "Wer einen Teil des Schadens, zum Beispiel 500 Euro, selbst bezahlen muss, wird darauf achten, dass morsche Baumkronen in Hausnähe gepflegt werden; er wird bei Sturmgefahr seine Antenne auf dem Dach fixieren und sein Auto nicht unter Bäumen parken. Derzeit verursacht das mangelnde Risikobewusstsein der Bürger unnötige Schäden." Allerdings: Wenn die Naturgewalten mit einer solchen Wucht zuschlagen, wie gegenwärtig in Bayern und Sachsen, sind ihnen die Menschen weitgehend hilflos ausgeliefert - und das in Zukunft immer häufiger, prognostizieren Meteorologen und Versicherer. Im Jahr 2001 verursachten Stürme und Hochwasser weltweit 92 Prozent aller Schäden durch Naturkatastrophen. Internationale Klimaverhandlungen seien ein wichtiger Schritt zur Gefahrenabwehr, sagt Loster. Doch die derzeitigen Überschwemmungen zeigten, dass es mit Klimaschutz nicht getan sei. "In Deutschland müssen die Bundesländer die Flüsse als Gesamtheit betrachten. Es gilt, schon an den Oberläufen Überflutungsflächen zu schaffen, die das Hochwasser zurückhalten." Ein weiterer wichtiger Schadensfaktor ist die Siedlungspolitik. Loster fordert von den Kommunen, Überflutungsflächen nicht als Bauland auszuweisen. Dies sei leider gängige Praxis und werde oft noch mit der schönen Aussicht auf den Fluss beworben. (hi)