Hilfe - Die Bundesregierung will schnell und unbürokratisch helfen. Kanzler Schröder befürchtet Milliarden-Schäden.

Berlin. Den Opfern der Hochwasserkatastrophe soll schnell und unbürokratisch geholfen werden. Das Kabinett beschloss gestern ein Hilfspaket im Umfang von mehreren Hundert Millionen Euro. Bundeskanzler Gerhard Schröder schlug vor, den Solidarpakt II - ein Hilfsprogramm für den Osten, das erst von 2005 an wirken sollte - vorzuziehen. Die bayerische Landesregierung stellte zusätzlich 65 Millionen Euro zur Verfügung. Der US-Botschafter Dan Coats bot die Hilfe der US-Streitkräfte bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten an. Im Einzelnen sieht das Hilfspaket ein Sofortprogramm in Höhe von 100 Millionen Euro für Menschen vor, die ihr Hab und Gut verloren haben. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau gewährt zinsgünstige Darlehen in gleicher Höhe. Die Landwirtschaftliche Rentenbank will zudem eine Soforthilfe von zehn Millionen Euro bereitstellen. Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig gab 25 Millionen Euro für die schnelle Instandsetzung der Straßen. 5000 Arbeitslose sollen als ABM-Kräfte Hilfe leisten. Der Kanzler und mehrere Minister besuchten gestern die Hochwassergebiete in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern. Schröder zeigte sich nach dem Besuch der Hochwassergebiete in Sachsen tief beeindruckt. Wasserschäden von solch einem Ausmaß habe er in seinem Leben noch nicht gesehen, sagte der Kanzler. "Wir werden uns mit den Ländern überlegen müssen, wie wir Solidarpakt II vorziehen, ihn auch im Vorziehen finanzieren", sagte Schröder. "Ich will nicht in Horrorszenarien malen." Aber sein Eindruck sei, dass mit Infrastrukturschäden in Milliardenhöhe zu rechnen sei. Der erst im Sommer ausgehandelte Solidarpakt sieht vor, dass von 2005 an mehr als 100 Milliarden Euro nach Ostdeutschland fließen. Sollte er vorgezogen werden, müsste auch der Länderfinanzausgleich neu geordnet werden. Katastrophale Folgen hat das Hochwasser auch für die Landwirtschaft. In den sieben Bundesländern Niedersachsen, Bayern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein gibt es Totalausfälle bei der Ernte. Es gebe bereits jetzt Engpässe bei der Fütterung, sagte Landwirtschaftsministerin Renate Künast. Sie rechnet mit sinkenden Preisen beim Futtergetreide, da die Getreideernte nicht mehr als Brotgetreide verwendet werden könne. Steigende Brotpreise erwartet sie aber nicht. Bei einem gemeinsamen Besuch mit Außenminister Joschka Fischer in Dessau nannte Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) als Grund für die zunehmenden Niederschläge die Erderwärmung. Auch habe man "oft und viel zu lange versucht", Flüsse zu kanalisieren und zu begradigen. . Spendenkonten: Deutsche Rotes Kreuz , Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00, Konto 41 41 41, Stichwort: Hochwasser. Diakonisches Werk , Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70, Konto 502 707, Stichwort: Hochwasser.