Unwetter - Die Bilder von der schrecklichen Flut in Sachsen und Bayern schockieren alle. Doch der größte Versicherer warnt: Der Katastrophen-Sommer 2002 ist erst der Anfang.

Hamburg. Acht Tote und mehrere Vermisste in Sachsen, neun Tote in der Tschechischen Republik, von Wasserfluten aufgerissene Häuser, unter Schlammmassen begrabene Straßen - die Flutkatastrophe in Süd- und Ostdeutschland, in Tschechien und Österreich hat bereits Schäden in Milliardenhöhe angerichtet, und das, obwohl sie an vielen Orten noch nicht einmal ihren Zenit erreicht hat. Angesichts der Lage in den Katastrophengebieten ist von einer "Jahrhundertflut" die Rede, doch spricht vieles dafür, dass sich solche Ereignisse in Zukunft immer häufiger wiederholen werden. Experten der Münchner Rückversicherung, der größten Rückversicherungsgesellschaft der Welt, warnen vor der Zunahme von Unwettern in Folge der Klimaerwärmung. "Messreihen der vergangenen 100 Jahre zeigen, dass sich die Niederschlagsverteilung in Deutschland bereits verändert hat", betont Thomas Loster, der den Fachbereich Wetterrisiken bei der Münchner Rück leitet. Für Deutschland rechnet er mit feuchteren und milderen Wintern; damit steigt die Hochwassergefahr. Die Sommer werden den Studien zufolge eher trockener, verbunden mit erhöhtem Dürrerisiko für die Landwirtschaft. Dennoch passe die derzeitige Hochwasserkatastrophe ins Bild: "Durch die Klimaerwärmung nimmt die Atmosphäre mehr Feuchtigkeit auf, so dass es bei Tiefzugbahnen vom Mittelmeer nach Norden zu stärkeren Niederschlägen kommt", so Loster. Zusätzlich wird vor allem Norddeutschland in den kommenden Jahrzehnten mit vermehrten Stürmen und dem Anstieg des Meeresspiegels rechnen müssen; daraus ergibt sich eine erhöhte Sturmflutgefahr. Dagegen steigt im Westen und Süden die Wahrscheinlichkeit von von schweren Gewittern. Diplomgeograf Loster gehört zu einer 20-köpfigen Forschungsgruppe, die bei der Münchner Rück für die verschiedenen Weltregionen die Entwicklung der Naturgefahren ermittelt. Die Daten basieren zum einen auf Erkenntnissen der Klimaforschung, zum anderen auf den Schadensereignissen der Vergangenheit. Sie dienen vor allem dazu, konzernintern ausreichend finanzielle Rücklagen zu bilden, um Schäden schnell begleichen zu können. "In Deutschland rechnen wir bislang damit, dass alle fünf bis zehn Jahre ein größerer Schaden durch Naturgewalten entsteht", so Loster. Nach dieser Rechnung kommen die Fluten in Sachsen und Bayern zu früh: Die letzte Wetterkatastrophe mit riesigen Schäden war der Orkan "Lothar" zu Weihnachten 1999 - und das ist nicht einmal drei Jahre her.