Ein langjähriger Bekannter des Trios, dessen Wohnung in Jena erst durchsucht worden war, hat enge Kontakte zu den Neonazis eingeräumt.

Erfurt/Berlin. Thüringer Zielfahnder haben das 1998 abgetauchte Jenaer Neonazi-Trio nach einem „Focus“-Bericht bereits vor zehn Jahren in Sachsen aufgespürt. Das belege ein Observationsfoto der Polizisten von 2001, berichtet das Magazin. Es beruft sich dabei auf einen Thüringer Landtagsabgeordneten, der Einblick in die Ermittlungsakten hatte. Demnach sollen auf dem Foto Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe „glasklar“ zu erkennen gewesen sein. Offen sei, warum die Polizei damals nicht zugriff.

Von der Möglichkeit einer Festnahme hatte vor Tagen bereits MDR Thüringen berichtet. Kurz vor dem Zugriff sei der Einsatz aber aus unbekanntem Grund abgebrochen worden. Das Landeskriminalamt (LKA) hatte das dementiert. Unterdessen hat ein langjähriger Bekannter des Trios, dessen Wohnung in Jena erst durchsucht worden war, im „Focus“ enge Kontakte zu den im Untergrund lebenden Neonazis eingeräumt. „Es ist klar, dass sie sich in einer solchen Situation an Menschen wenden, denen sie vertrauen“, wird das frühere NPD-Vorstandsmitglied zitiert. Vor ein paar Jahren habe er den Kontakt abgebrochen. Die von dem Trio g gründete Organisation „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) habe er nicht gekannt.

Zschäpe nicht direkt an Morden beteiligt

Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe hat sich laut einem Medienbericht nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht direkt an den Morden ihrer beiden Komplizen beteiligt. „Nein, die Erkenntnisse haben wir bisher nicht, deutlich nicht“, zitiert die „Süddeutsche Zeitung“ (Onlineausgabe) eine interne Äußerung des Bundeskriminalamt-Präsidenten Jörg Ziercke dazu.

Zschäpe sitzt in Untersuchungshaft und wird beschuldigt, gemeinsam mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos die rechtsextremistische Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund gebildet zu haben. Den beiden Männern, die sich nach derzeitigem Stand vor einer Festnahme selbst töteten, werden Morde an neun Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft sowie an einer Polizisten angelastet.

Bei der Zwickauer Polizei sagte die 36-Jährige demnach aus, die beiden Terroristen seien „ihre Familie“ gewesen. Sie hat nach Angaben der Zeitung noch eine Mutter, die sie allein erzogen hat, und eine Großmutter. Der Aussage bei der Polizei zufolge soll Zschäpe nach dem Anzünden des letzten Verstecks des Trios ebenfalls einen Selbstmord erwogen haben.

Die drei sollen der Zeitung zufolge 1995 erstmals gemeinsam in nachrichtendienstlichen Informationssystemen als Rechtsradikale gespeichert worden sein. Alle drei hätten der Neonazi-„Kameradschaft Jena“ angehört. Zschäpe habe mehrmals Wohnungen in Ostdeutschland für das Trio angemietet. Dabei habe sie Dokumente mit mindestens sechs Deck- und Aliasnamen verwendet, die ihr zumindest zum Teil von Unterstützerinnen zur Verfügung gestellt worden seien, schreibt das Blatt.

Die Killer fuhren mit gemieteten Wohnmobilen zu ihren Tatorten. Insgesamt soll das Trio laut dem Bericht über die Jahre in etwa 30 Fällen Wohnmobile angemietet haben, meist durch Zschäpe. (dpa/abendblatt.de)