ZdK-Präsident Alois Glück äußert Kritik an der Debatte um die “wilde Ehe“ des künftigen Bundespräsidenten Joachim Gauck.

Rostock. Die von Joachim Gauck getrennt lebende Ehefrau Gerhild, genannt "Hansi", hat mit großer Zurückhaltung auf die Debatte über das Privatleben ihres Mannes reagiert. Der Rostocker "Ostsee-Zeitung" sagte sie zu einer möglichen Scheidung: "Bisher war das so nicht abgesprochen." Der designierte Bundespräsident ist seit zwölf Jahren mit der Journalistin Daniela Schadt, 52, liiert.

"Warum wird das jetzt wichtig?", fragte Hansi Gauck, angesprochen auf die persönlichen Lebensverhältnisse ihres Mannes. Die Gesellschaft sei doch offen auch für andere Partnerschaften. "Guido Westerwelle ist Außenminister und wird von seinem Lebenspartner begleitet", fügte sie hinzu: Wenn die Scheidung jetzt "von weiter oben" verlangt werde - "ich weiß es nicht". Gauck hatte seine Frau als 19-Jähriger vor mehr als 50 Jahren geheiratet. Gemeinsam haben sie vier erwachsene Kinder und mehrere Enkelkinder. Seit mehr als 20 Jahren lebt das Ehepaar getrennt.

+++ Das neue Staatsoberhaupt wird am 18. März gewählt +++

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück (CSU), kritisierte unterdessen die öffentliche Debatte über die "wilde Ehe" Gaucks. Es sei nicht Aufgabe des ZdK, darüber zu urteilen, sagte Glück der "Passauer Neuen Presse". "Herr Gauck benennt seine Lebenssituation offen, das ist zu respektieren", unterstrich der Präsident der katholischen Laienorganisation.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat die teilweise öffentlich geäußerte Kritik an dem Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten, Joachim Gauck, zurückgewiesen. Er halte die Diskussion "schlicht und einfach für unangemessen", sagte Beck am Mittwoch in Mainz. So sei beispielsweise bereits bei Gaucks erster Nominierung im Jahr 2010 bekannt gewesen, dass er nicht mit seiner Lebensgefährtin verheiratet ist. Damals habe sich daran aber niemand gestört, betonte Beck. Auch die besonders im Internet kursierende Kritik an Gauck-Äußerungen zum Thema Integration monierte Beck. Würden Gaucks Zitate in Gänze wiedergegeben, sähe "manches schon ganz anders aus", meinte der SPD-Politiker.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis hatte Gauck zuvor aufgefordert, seine persönlichen Lebensverhältnisse "so schnell als möglich zu ordnen" und zu heiraten. Dies liege in Gaucks eigenem Interesse, "damit insoweit keine Angriffsfläche geboten wird", sagte Geis, der dem konservativen Forum Deutscher Katholiken angehört.

Der 72-jährige Gauck wurde von CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen nach dem Rücktritt von Christian Wulff als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen. Er soll am 18. März von der Bundesversammlung in Berlin gewählt werden.