Zwei Frauen, zwei Stile: Bettina Wulff nahm anders Abschied von Schloss Bellevue als Eva Luise Köhler

Für den "Stern" war sie "Die große Blonde in den neuen Schuhen" (lustig), für den "Focus" "Wulffs Schokoladenseite" (nett), für die "Bunte" "Deutschlands neue Traumfrau" (nicht so originell). Seit gestern Mittag wird das Interesse der Medien an Bettina Wulff schwinden. Sie ist eine Frau wie viele andere. Mit dem Unterschied, dass ihr Mann gerade arbeitslos geworden ist und der Alltag völlig neu strukturiert werden muss. Der Glamourfaktor tendiert jedenfalls gegen null.

Mit 38 Jahren wisse man aus Erfahrung, dass es im Leben irgendwann "wieder runter" gehe, hat Bettina Wulff im Dezember gesagt. Das wirkte angenehm lässig, allerdings entstand das Interview auch noch vor den ersten Schlagzeilen um den 500 000-Euro-Privatkredit, der dann bekanntlich eine ganze Lawine von Unredlichkeits-Vorwürfen in Gang setzte.

Als es gestern definitiv bergab ging, hat Bettina Wulff im Pressesaal von Schloss Bellevue neben ihrem Mann gestanden. Was bei Ministerrücktritten nicht üblich ist - selbst Karl-Theodor zu Guttenberg ließ seine Stephanie in dieser Stunde mal weg -, scheint sich bei den Rücktritten unserer Bundespräsidenten irgendwie einzubürgern: Am 31. Mai 2010 sind die Köhlers zurückgetreten, gestern waren es die Wulffs. Allerdings hat Eva Luise Köhler damals mimisch aus ihrer Empörung (über die vermeintliche Kampagne gegen ihren Mann) und ihrem Mitgefühl (mit ihm) keinen Hehl gemacht, während Bettina Wulff völlig sachlich wirkte. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, ließ sie ihren Blick über die versammelten Journalisten wandern, und als es vorbei war, ging sie ihrem Mann einen halben Schritt voraus aus dem Saal. Kein sentimentales Händchenhalten wie bei den Köhlers vor knapp zwei Jahren, sondern kühle neue Sachlichkeit.

Und vielleicht ist es genau das, was man von diesem Paar angenehm in Erinnerung behalten wird. Diese Art der Modernität, die einen Generationswechsel markierte. Der zehnte Bundespräsident war 15 Jahre jünger als sein Vorgänger, und zwischen Bettina Wulff und Eva Luise Köhler liegen 26 Jahre.

Andererseits ist die Fallhöhe jetzt deutlich dramatischer. Wer die Köhlers heute in der Öffentlichkeit erlebt, erkennt die große Wertschätzung, die dem Paar entgegengebracht wird. Damit werden die Wulffs nach Lage der Dinge erst einmal nicht rechnen können. Zumal ihnen etwas Parvenühaftes anhängt, seit man weiß, dass sie in ihren Urlauben kaum einen Vorteil ausschlagen konnten.

"Ganz Präsident" sei er nur mit seiner Frau, hieß es, kurz nachdem Horst Köhler Bundespräsident geworden war. Im Vergleich dazu war Bettina Wulff "nur" die Frau des Bundespräsidenten. Sie war "jung, schön und tätowiert", daran hatten vor allem die Illustrierten ihr Vergnügen. Dank "Betty" hatte diese Präsidentschaft einen leicht amerikanischen Look. Zu der neuen Ungezwungenheit passten das neueste Auto und die wechselnden Garderoben. Und vermutlich ist Bettina Wulff die treibende Kraft bei diesem im Bundespräsidialamt bis dato nicht gekannten extrovertierten Lebensstil gewesen. Jedenfalls ist unvorstellbar, dass Eva Luise Köhler geliehene Kleider getragen hätte.

Weniger modern ist sie deswegen keineswegs gewesen. Im Gegensatz zu Bettina Wulff hat Eva Luise Köhler ein abgeschlossenes Studium vorzuweisen, und sie hat trotz ihrer beiden Kinder immer als Lehrerin gearbeitet. Sie war also nicht weniger unabhängig als die ehemalige Pressereferentin Bettina Wulff, die nach ihrer Heirat mit Christian Wulff von sich gesagt hat: "Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich mein Leben selbst gestalte, und so mache ich das bis heute."

Für die Frauen in Schloss Bellevue ist es nicht immer einfach, diese Unabhängigkeit zu vermitteln. Eva Luise Köhler und Bettina Wulff ist das deutlich besser gelungen als ihren Vorgängerinnen. Der einen, weil sie mit einem Seiteneinsteiger nach Berlin kam, der anderen, weil sie so jung und unbeeindruckt war. Eva Luise Köhler ist heute froh, dass sie ihre Freiheit wieder hat. Davon dürfte Bettina Wulff nach der Demütigung ihres Mannes noch weit entfernt sein.