Wie Politiker und Medienberater die Kontrahenten bewerten

Berlin. Samy Molcho war mit dem zweiten TV-Duell zufriedener als mit der Erstsendung vor 14 Tagen. "Sie waren knapp lebendig dieses Mal", sagte der Fachmann für Körpersprache nach dem Fernsehstreitgespräch von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seinem Herausforderer Edmund Stoiber (CDU/CSU). Stoiber habe sich "verkrampft am Pult festgehalten", sagte Molcho im ZDF. Dagegen habe Schröder "sich die Freiheit genommen", sich auch mal vom Pult wegzudrehen. Kritik übte der Pantomime an den "strengen Spielregeln" der TV-Duelle. Die seien gegen das Wesen des Mediums Fernsehens als eines Mediums der Bewegung gerichtet. Einig waren sich auch die Diskussionsteilnehmer bei ARD und ZDF in den Talk-Shows nach dem Duell, dass die Spielregeln weiter gelockert werden müssten, mehr Bewegung und Aktion zugelassen werden sollte. "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort sah im ZDF Vorteile für Stoiber, der ehemalige SPD-Spitzenpolitiker Peter Glotz naturgemäß das Gegenteil. Auch die Berater Schröders und Stoibers haben ein völlig gegensätzliches Fazit gezogen. Während Stoibers Berater Michael Spreng unmittelbar nach dem Duell seinen Kandidaten zum "eindeutigen Punktsieger" ausrief, sah SPD-Wahlkampfberater Matthias Machnig "Schröder als klaren Sieger". Machnig warf Stoiber vor, vor allem beim Thema Irak ausgewichen zu sein. Spreng sagte, der Bundeskanzler sei die ganze Zeit über "in der Defensive" gewesen. In der Irak-Frage habe der Unionskanzlerkandidat deutlich gemacht, dass mit ihm als Kanzler die deutsch-amerikanische Freundschaft nicht gefährdet werde, sagte Spreng: "Diese Botschaft ist von Stoiber rübergekommen." Schröders Auftritt sei bereits "ein Abgesang" auf den Wahlgang in zwei Wochen gewesen. Machnig betonte hingegen, dass Duell habe klar gezeigt, "dass Stoiber kein Kanzlerformat" habe. Der CSU-Chef habe nicht überzeugend gewirkt. SPD-Generalsekretär Franz Müntefering erklärte, Schröder habe vor allem auch in der Bildungspolitik deutlich gemacht, "dass wir dort zugelegt haben". Schröder sei der eindeutige Gewinner des Duells, Stoiber habe vielleicht "die Qualität eines guten Abteilungsleiters im Kanzleramt, aber nicht die Fähigkeit, dieses Land zu regieren". CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer sah Schröder "etwas agressiv, weil in der Defensive". Stoiber habe den Kanzler "entzaubert". "Gerhard Schröder und Edmund Stoiber waren knapp lebendig dieses Mal."