Im Gespräch

Schon der preußische Feldherr Moltke wusste: "Um große Erfolge zu erreichen, muss etwas gesagt werden." Mit Rhetorik, der Lehre von Theorie und Praxis menschlicher Beredsamkeit in allen öffentlichen und privaten Angelegenheiten, haben sich bereits die alten Griechen umfassend beschäftigt. Protagoras hielt - gegen hohes Honorar, versteht sich - Vorträge in ganz Griechenland, wie man den schwächeren Standpunkt als den stärkeren erscheinen lassen könne. Platon kritisierte Rhetorik als "Scheinkunst". Das Römische Reich hat sich die Lust am zielgerichteten Diskutieren zu Eigen gemacht, Cicero galt als der bedeutendste Rhetoriker seiner Zeit. Im Mittelalter gehörte die Rhetorik neben Grammatik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie und Dialektik zu den sieben "Freien Künsten", sie wurde vor allem von Theologen und Juristen gepflegt und war bis ins 18. Jahrhundert Lehrfach an Gymnasien und Universitäten. Ein weites, heikles Feld: Rhetorik in der Politik. Bei einer Untersuchung, die der "Verband der Redenschreiber deutscher Sprache" im Juli präsentierte, wurde eine Rede von CSU-Kanzlerkandidat Stoiber beim CDU-Wahlparteitag als "stark verbesserungswürdig" bezeichnet. Dagegen wurde die Rede von Bundeskanzler Schröder beim SPD-Wahlparteitag als brillant und "beispielhaft" charakterisiert. Als "innovativ" wurde der Redestil von Außenminister Fischer gelobt, "enttäuschend" nannte die Untersuchung den Vortrag von FDP-Chef Westerwelle. Bei der Untersuchung wurden nicht die politischen Inhalte der Reden bewertet, sondern ausschließlich Sprache und Rhetorik.