Roland Koch Hessens Ministerpräsident gilt jetzt als der neue Hoffnungsträger der Bundes-CDU.

Hamburg. "Guten Tag, mein Name ist Roland Koch. Ich kandidiere für das Amt des Ministerpräsidenten" - so hatte der CDU-Politiker Roland Koch sich im Wahlkampf 1999 den hessischen Wählern noch mühsam vorstellen müssen. Diesmal kamen die Wähler von allein und in Scharen in seine Wahlveranstaltungen, um sich seine Erfolgsbilanz der vergangenen fünf Jahre anzuhören. Diesmal gaben noch mehr Wähler ihre Stimme dem Mann, der wie kein anderer Politiker die Lager spaltet. Damit ist Koch nicht nur ein Star in Hessen, sondern auch der neue Hoffnungsträger der Bundes-CDU. Mehr Sicherheit, mehr Bildung, mehr Wirtschaftswachstum. Die Bilanz seiner bisherigen Regierungszeit in Hessen kann sich sehen lassen. Er mag nicht sympathisch wirken, der Mann mit der großen Brille und den kleinen Pausbäckchen, die manchmal in der Hektik errötet leuchten, aber er greift durch. Wenn dem überaus heimatverbundenen Hessen auch die Herzen nicht zufliegen, so aber der Respekt - und darauf kommt es dem 44-Jährigen an. Ihn als Landesvater, der seine Bürger warmherzig an die Hand nimmt, zu titulieren, wäre danebengegriffen. Die medial gewährten häuslichen Einblicke des zweifachen Familienvaters - er koche so gern und am liebsten Nudeln - wirken aufgesetzt. Koch ist vielmehr ein Manager, der Leistung erwartet und dazu auch anstachelt. Sein Leitspruch: "Geht nicht gibts nicht." Er selbst lebt es vor. Zielstrebig hat der Sohn des ehemaligen hessischen CDU-Justizministers Karl-Heinz Koch (1987-91) seine parteipolitische Karriere durchgezogen und dabei einige Superlative aufgestellt. Fast immer war er der Jüngste. Schon mit 14 Jahren gründete Koch in seinem Heimatort Eschborn einen Ortsverband der Jungen Union. Damals tobten im nahe gelegenen Frankfurt die Straßenkämpfe und Hausbesetzungen der Spontis. Bürgerlich und konservativ zu sein war in der Jugend gar nicht angesagt. Doch Koch, der im heimatlichen Wohnzimmer mit den CDU-Haudegen Alfred Dregger und Manfred Kanther diskutierte, wusste genau, in welches Lager er gehörte. Mit 21 Jahren wurde er im Main-Taunus-Kreis zum jüngsten CDU-Kreisvorsitzenden gewählt, mit 29 zog er in den hessischen Landtag ein. Nebenbei studierte Koch Jura, ließ sich 1985 als Anwalt für Wirtschafts- und Wettbewerbsrecht in Eschborn nieder, heiratete seine Jugendliebe Anke und bekam die Söhne Dirk und Peter. Mit 32 wurde Koch Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag. Als er im Februar 1999 zum Ministerpräsidenten vereidigt wurde, war Koch der jüngste amtierende Ministerpräsident Deutschlands. Nur Helmut Kohl war bei seinem Amtsantritt als Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz mit 39 Jahren noch jünger. Der Altkanzler und langjährige CDU-Vorsitzende Kohl gilt als Vorbild von Koch. Der musste zwar kurz nach Kochs erstem Wahlsieg die jahrelangen Spendenmauscheleien der CDU zugeben, in deren Verlauf auch die Hessen-CDU und Koch mächtig strauchelten. Doch Koch hielt ihm die Treue, erhob sich in Hessen zum "brutalstmöglichen Aufklärer" und überstand auch seine eigene Lüge in der Öffentlichkeit. Aussitzen - das ist ebenfalls eine Eigenschaft, die er sich wohl bei Kohl abgeguckt hat. Wie erfolgreich es Koch jedoch in den vergangenen Jahren gelungen ist, diesen dunklen Fleck des Spendenskandals auf seiner Weste auszuwetzen, zeigt das Wahlergebnis. Vor fünf Jahren sorgte Koch mit seinem damals überraschenden Wahlsieg in Hessen für einen neuen Aufschwung in seiner Partei, die nach der schweren Niederlage bei der Bundestagswahl 1998 wie gelähmt war. Seine stark polarisierende Unterschriftenkampagne gegen das doppelte Staatsbürgerschaftsrecht der rot-grünen Bundesregierung brachte der Union einen Aufschwung und der rot-grünen Koalition in Berlin einen Stich in ihr politisches Herz. Den Dank für diesen Triumph fordert Koch bei der CDU immer wieder ein. Auf Bundesebene, wo er seit 1998 im CDU-Präsidium sitzt, hat er ein wichtiges Wort mitzureden. Doch er zieht auch die Fäden im Hintergrund. Nicht zuletzt Koch verhinderte, dass Angela Merkel bei der Bundestagswahl im September Kanzlerkandidatin der CDU/CSU wurde. Beharrlich hält Koch seine eigenen Ambitionen zurück. Doch seit gestern sind seine Chancen erheblich gestiegen.