Der israelische Ministerpräsident fordert weiterhin eine deutliche Frist der internationalen Gemeinschaft im Atomstreit mit Teheran.

Jerusalem/Teheran. Ohne klare rote Linie im Atomstreit mit dem Iran kann die Welt nach Ansicht des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu keine weitere Zurückhaltung Israels fordern. „Jene in der internationalen Gemeinschaft, die sich weigern, dem Iran rote Linien zu ziehen, haben kein moralisches Recht, Israel rotes Licht zu zeigen“, sagte Netanjahu am Dienstag während eines Treffens mit seinem bulgarischen Amtskollegen Boiko Borissow in Jerusalem.

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Netanjahu reagierte damit auf Äußerungen von US-Außenministerin Hillary Clinton, die es abgelehnt hatte, dem Iran Fristen zu setzen. Verhandlungen seien „der bei weitem beste Ansatz“, den Iran von der Entwicklung von Atomwaffen abzuhalten.

„Bisher können wir sicher sagen, dass Diplomatie und Sanktionen keine Erfolg hatten“, sagte Netanjahu am Dienstag. „Die Sanktionen haben der iranischen Wirtschaft geschadet, aber sie haben das iranische Atomprogramm nicht gestoppt.“ Teheran nähere sich jeden Tag mehr dem Bau einer Atombombe. „Die Welt sagt Israel: Wartet. Es ist noch Zeit. Und ich sage: Worauf sollen wir warten? Bis wann?“, fragte der israelische Regierungschef. Israel sieht das iranische Atomprogramm als existenzielle Bedrohung. Teheran beteuert, es diene nur friedlichen Zwecken, bedroht Israel jedoch mit Auslöschung.

Die internationale Gemeinschaft ist gegen ein einseitiges militärisches Vorgehen Israels gegen die iranischen Atomanlagen. Seit etwa zwei Wochen fordert Netanjahu „rote Linien“ für Teheran, um einen möglichen Militärschlag zu verhindern.

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Teheran erklärte die von Israel initiierte Diskussion um rote Linien im Atomkonflikt mit dem Iran indes indes für belanglos. „Die Bemerkungen des zionistischen Regimes (Israel) diesbezüglich sind total unwichtig, da dieses Regime überhaupt nicht befugt ist, das iranische Atomprogramm zu kommentieren“, sagte der iranische Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast am Dienstag in Teheran. (dpa)