Deutschlands First Lady eröffnet die Tulpensaison. Doch die Beziehungen zu den Niederländern sind wegen des Islamfeindes Geert Wilders angespannt.

Den Haag. So einen Empfang bekommt auch ein Bundespräsident eher selten. Als Christian Wulff gegen halb zwölf zum Antrittsbesuch am Königlichen Palast in Den Haag eintrifft, wird er am Haupttor von einem Adjutanten von Königin Beatrix begrüßt. Der geleitet den Präsidenten in den ersten Stock, zur Audienz bei der 72 Jahre alten Monarchin. Es ist der erste offizielle Besuch des neuen Bundespräsidenten in einem Königshaus.

Wulff und Königin Beatrix betonen später in ihren Tischreden beim Mittagessen zu Ehren des Bundespräsidenten immer wieder die engen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die Tolerierung der neuen rechtsliberalen Regierung von Ministerpräsident Mark Rutte durch den populistischen Islamfeind Geert Wilders soll auf keinen Fall einen Schatten auf die jahrzehntelang hervorragenden Kontakte zwischen Deutschland und den Niederlanden werfen.

Der Bundespräsident unterstreicht sein enges Verhältnis zu den Niederlanden auch mit Beispielen aus seinem Privatleben. Er sei ja in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze in Osnabrück geboren, erzählt Wulff. Den mitreisenden Reportern verrät er: Seine Gattin Bettina, die bei der Visite in Den Haag nicht dabei ist, werde als besondere Geste der Verbundenheit gemeinsam mit ihm am 24. März auf dem Keukenhof in der Nähe von Amsterdam die Tulpensaison 2011 eröffnen – ein symbolischer Termin.

Und auch von einem privaten Besuch mit seiner Tochter Annalena in Holland im Herbst berichtet der Bundespräsident. Drei Tage habe er mit ihr im Oktober unter anderem Den Haag besucht – und dabei sein Lieblingsmuseum besichtigt. Noch heute kommt Wulff ins Schwärmen, wenn er an den Gang durchs Mauritshuis erzählt. Besonders das „Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Jan Vermeer van Delft hat es ihm angetan.

Die Visite in Den Haag ist aber auch eine kleine diplomatische Herausforderung für Wulff. Bei seiner Rede zum 3. Oktober hatte er die Integrationsdebatte zu einem der zentralen Themen gemacht und ausdrücklich vor der Ausgrenzung fremder Kulturen und Religionen gewarnt. Sein Satz, auch der Islam gehöre inzwischen zu Deutschland, hatte der Integrationsdebatte neuen Schub gegeben und auch heftige Kritik hervorgerufen.

Nun trifft der Bundespräsident im Catshuis, dem Sitz des niederländischen Ministerpräsidenten, den seit rund vier Wochen amtierenden Regierungschef Rutte. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte vor einigen Wochen bedauert, dass sich dessen Minderheitsregierung vom Islamfeind Wilders dulden lässt. Der macht immer wieder mit gezielten Provokationen auch gegen die Kanzlerin Schlagzeilen.

In die Tischrede bei der Königin bringt Wulff das Thema nur indirekt ein. Er zitiert den kürzlich im Alter von 83 Jahren gestorbenen niederländischen Schriftsteller Harry Mulisch mit den Worten: „Und wenn es mich geben kann, kann es im Grunde auch ein friedfertiges, tolerantes, multiethnisches Europa geben, als eine neue kollektive Verbindung.“ Da ist es wieder, das Wort vom multiethnischen Europa.

Aber Wulff weiß, wie wichtig der Gleichklang zwischen Deutschland und den Niederlanden für die weitere Entwicklung in Europa ist. Auch aus diesem Grund ist Zurückhaltung angesagt – zumal sich ein Bundespräsident ohnehin nicht öffentlich in die inneren Angelegenheiten eines befreundeten Nachbarlandes einmischen würde.

Auch beim Treffen mit Rutte geht es dann vor allem darum, den Gleichklang zwischen beiden Ländern nicht aus dem Takt zu bringen. Währungskrise, Irland, die Probleme auf dem Finanzmarkt und die Terrorbekämpfung sind die Themen, über die Wulff und Rutte reden wollen. Kanzlerin Merkel kann den Dialog schon am Freitagmorgen fortsetzen: Dann trifft sie den Niederländer zu dessen Antrittsbesuch im Kanzleramt in Berlin.