Straßenkämpfe in Thailand haben neun Menschen das Leben gekostet, unter ihnen ist auch ein Journalist. Fast 500 Menschen wurden verletzt.

Bangkok. In Thailand sind die wochenlangen Proteste von Regierungsgegnern am Sonnabend in Straßenschlachten mit der Armee eskaliert, bei denen neun Menschen getötet wurden. Nach Angaben der Regierung starben vier Soldaten, ebensoviele Zivilisten und ein Journalist, als die Armee in Bangkok gewaltsam gegen die sogenannten Rothemden vorging. Am Abend zogen sich die Soldaten zurück, während die Regierungsgegner auf Neuwahlen beharrten.

Die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgegnern und der Armee waren im Laufe des Nachmittags eskaliert. Bis gegen 22.00 Uhr (17.00 Uhr MESZ) stieg die Zahl der Verletzten nach Klinikangaben auf 486. Bei dem von Bangkoks Vize-Gouverneur Malinee Sukvechavorakit erwähnten getöteten Journalisten handelte es sich um einen japanischen Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Regierung von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva hatte zehntausende Polizisten und Soldaten mobilisiert, um gegen die seit Wochen protestierenden Rothemden vorzugehen.

Im Innenstadtviertel Ratchadamnoen setzten die Sicherheitskräfte nach Angaben eines Armeesprechers Tränengas und Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein und versuchten, diese mit Warnschüssen zu vertreiben. Die Regierungsgegner schleuderten Steine auf die Soldaten oder warfen die Tränengaspatronen in die Reihen der Armee zurück. 20 Soldaten wurden offenbar durch die Explosion einer Handgranate verletzt.

Rund 60.000 Menschen hatten sich nach Schätzungen der Polizei am Vorabend erneut versammelt, um die Regierung zum Rücktritt zu zwingen. Die Rothemden sind zumeist Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra und stammen aus den ländlichen, ärmlichen Gegenden im Norden Thailands. Sie werfen Abhisit vor, nur mit Unterstützung der Armee und im Interesse der Eliten zu regieren. Der Regierungschef lehnte am Abend einen Rücktritt erneut ab.

Der bei den Unruhen getötete Journalist war ein Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters. Hiro Muramoto habe während der Proteste einen Brustschuss erlitten und sei bereits ohne Herzschlag ins Krankenhaus eingeliefert worden, teilten die Ärzte mit. Die Kugel sei aus dem Rücken wieder ausgetreten. Es sei daher unklar, um welche Art von Geschoss es sich gehandelt habe.

Muramoto war japanischer Staatsbürger und arbeitete für die Redaktion von Thomson Reuters in Tokio. „Ich bin zutiefst betrübt, dass wir unseren Kollegen Hiro Muramoto bei den Zusammenstößen in Bangkok verloren haben“, sagte Reuters-Chefredakteur David Schlesinger. Journalismus könne ein „schrecklich gefährlicher Beruf“ sein für jene, die sich mit vollem Einsatz in das Geschehen stürzten, um der Welt die Geschichte zu erzählen. „Die gesamte Reuters-Familie wird wegen dieser Tragödie trauern“, erklärte Schlesinger.